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.Er gewahrte unter dem samtenen Handschuh die eiserne Faust; den Eigenwillen, die Selbstsucht unter der Politur der Höflichkeit; das Holz unter dem Lack.Er vernahm das ›Ich, der König‹, das beim Federbusch des Thrones beginnt und erst beim Helmbusch des letzten Edelmannes endet.Eugen hatte sich gar zu schnell auf den Adel dieser Frau verlassen.Wie alle Unglücklichen hatte er in gutem Glauben den gefährlichen Vertrag unterzeichnet, der den Almosenempfänger an den Wohltäter bindet.Die Wohltätigkeit, die zwei Wesen zu einem verschmilzt, bedingt eine himmlische Hingabe, die ebenso selten ist wie die wahre Liebe.Beide sind sie nur schönen Seelen in verschwenderischer Fülle zu eigen.Rastignac wollte um jeden Preis auf den Ball der Herzogin von Carigliano gelangen, – er schluckte also die Grobheit hinunter.»Gnädige Frau,« sagte er mit bebender Stimme, »wenn es sich nicht um eine wichtige Sache handelte, würde ich Sie nicht behelligen; seien Sie so liebenswürdig und erlauben Sie mir, Sie später noch zu sehen, ich werde warten.« »Also gut, Sie können nachher mit mir speisen«, sagte sie, selbst ein wenig verwirrt über die Härte ihrer Worte; denn diese Frau war wirklich ebenso gut wie groß.Obgleich dieser plötzliche Umschwung ihn rührte, dachte Eugen doch beim Weggehen: ›Krieche und winde dich aufwärts, ertrage alles! Wie müssen die anderen sein, wenn die Beste der Frauen wie im Handumdrehen ihr Freundschaftsversprechen wieder auslöscht, dich abseits liegen läßt wie einen alten Stiefel? So ist es denn wahr: Jeder für sich? Es ist ja richtig, daß ihr Haus kein Kaufladen ist, und es ist dumm, daß ich sie nötig habe.Man muß sich, wie Vautrin sagte, zu einer Kanonenkugel machen.‹ Die herben Betrachtungen des Studenten wurden bald zerstreut durch die Freude, die er sich davon versprach, bei der Vicomtesse zu speisen.So schienen durch eine Art Verhängnis die unbedeutsamsten Ereignisse seines Lebens sich so zu fügen, daß sie ihn in eine Laufbahn schoben, in der er – laut Ausspruch der schrecklichen Sphinx des Hauses Vauquer – wie auf einem Schlachtfelde töten mußte, um nicht getötet zu werden, betrügen, um nicht betrogen zu werden; wo er vor Betreten des Kampfplatzes sein Gewissen, sein Herz ablegen und eine Maske vorbinden mußte, um mitleidlos mit Schicksalen zu spielen und, wie in Lazedämonien, ohne selbst gesehen zu werden, das Glück zu erfassen, die Krone zu erringen.Als er bei der Vicomtesse wieder eintrat, fand er sie voll der anmutigen Güte, in der sie sich ihm sonst stets gezeigt hatte.Sie begaben sich miteinander in einen Speisesaal, wo der Vicomte seine Frau erwartete und wo die Tafel in fabelhafter Pracht erstrahlte, – einem Prunk, der, wie bekannt, zur Zeit der Restauration seinen Gipfelpunkt erreichte.Herr von Beauséant hatte gleich anderen blasierten Leuten nur noch an Tafelfreuden sein Gefallen.Er stammte als Feinschmecker aus der Schule Louis' XVIII.und des Herzogs d'Escars.Sein Tisch bot also einen doppelten Reichtum: an Geschirr wie an Gerichten.Niemals hatte Eugen eine ähnliche Pracht erblickt, speiste er doch zum ersten Mal in einem der Häuser, in denen die gesellschaftliche Machtstellung erblich ist.Die Soupers, mit denen man unter dem Kaiserreich ein Ballfest zu beschließen pflegte – Soupers, zu denen die Offiziere Kräfte sammeln mußten, als gälte es eine Schlacht zu schlagen –, waren aus der Mode gekommen; Eugen hatte bisher nur an Bällen teilgenommen.Die Sicherheit, die ihn später so hervorragend auszeichnete und die er sich schon jetzt anzueignen begann, verhinderte ihn, seiner Bewunderung Ausdruck zu verleihen.Doch der Anblick des kostbaren Silbers, der tausend Geräte einer verschwenderisch gedeckten Tafel, der gut geschulten Dienerschaft machte es einem jungen Manne mit feuriger Phantasie schwer, dieses gleichmäßig vornehme Leben nicht einem Leben voll Entbehrungen, wie er es sich heute morgen vorgenommen hatte, vorzuziehen.Seine Gedanken trugen ihn in seine Pension zurück, und er empfand dabei ein so tiefes Entsetzen, daß er sich zuschwor, sie im Januar zu verlassen, sowohl um sich in ein reinliches Haus zu begeben, wie auch um Vautrin zu entfliehen, dessen breite Hand er auf seiner Schulter zu fühlen meinte.Wenn man über die tausend Formen nachdenkt, die in Paris die Verderbtheit annimmt, sei sie nun laut oder stumm, so fragt man sich wohl, durch welche Verirrung der Staat hier Schulen errichtet, hier einen Sammelplatz für junge Leute schafft; fragt sich, wie es möglich ist, daß hübsche Frauen hier geachtet werden und daß das Geld, das in den Wechselstuben in Kübeln angehäuft ist, nicht wie durch ein Wunder beschwingt enteilt.Und bedenkt man anderseits die geringe Zahl von Verbrechen, ja selbst nur von Verfehlungen, die von jungen Leuten begangen werden: welche Hochachtung muß man vor den geduldigen Tantalussen bekommen, die sich selbst bekämpfen und fast immer siegreich sind! Verstände man es, den armen, mit Paris in ewigem Kampfe liegenden Studenten gut zu zeichnen, er würde eine der dramatischsten Gestalten unseres modernen Lebens bilden.Frau von Beauséant blickte vergeblich auf Eugen, um ihn zum Sprechen zu veranlassen; er wollte in Gegenwart des Vicomtes nicht reden.»Begleiten Sie mich heute abend ins ›Italien‹?« fragte die Vicomtesse ihren Gatten.»Sie können versichert sein, daß ich Ihrer Aufforderung gern gehorchen würde,« erwiderte er mit etwas spöttischer Galanterie, die der Student aber für echt nahm, »wenn ich nicht eine Verabredung fürs Varieté hätte.« ›Seine Mätresse‹, sagte sie sich.»Haben Sie denn heute abend nicht d'Ajuda bei sich?« fragte der Vicomte zurück.»Nein«, entgegnete sie erregt.»Nun denn, wenn Sie durchaus eines Armes bedürfen, so nehmen Sie den des Herrn von Rastignac.«Die Vicomtesse blickte Eugen lächelnd an.»Das kann kompromittierend für Sie werden«, sagte sie.»›Der Franzose liebt die Gefahr, weil sie ihm Ruhm bringt‹, sagt Chateaubriand«, entgegnete Rastignac, sich verneigend.Einige Minuten später trug ihn ein eilendes Coupé an der Seite der Frau von Beauséant zum beliebtesten Theater; und er glaubte an irgendein Feenmärchen, als er in eine Vorderloge trat und sich mit der Vicomtesse abwechselnd als das Ziel aller Augen und Lorgnetten sah.Er schritt von Zauber zu Zauber.»Sie haben mir etwas zu sagen«, ermunterte ihn Frau von Beauséant.»Ah, sieh da, in der dritten Loge von uns befindet sich Frau von Nucingen.Ihre Schwester und Herr von Trailles sind auf der anderen Seite.«Während sie dies sagte, prüfte die Vicomtesse die Loge, in der Fräulein von Rochefide sich befinden mußte, und da sie dort Herrn d'Ajuda nicht gewahrte, strahlte ihr Gesicht in Freude auf.»Sie ist entzückend«, sagte Eugen, nachdem er Frau von Nucingen betrachtet hatte.»Sie hat helle Wimpern«, sagte die Vicomtesse.»Ja, aber welch hübsche, zierliche Gestalt!« »Sie hat plumpe Hände.« »Die schönen Augen!« »Sie hat ein langgezogenes Gesicht.« »Aber die ovale Form hat etwas Vornehmes.« »Da kann sie von Glück sagen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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