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.Manchmal bekiffte ich mich mit Annie, und wir hörten in ihrer Wohnung Musik.Ich war auf dem Weg nach nirgendwo, und das war gut so.Schließlich gab es für mich keine Trauerzeit oder dergleichen.Etwas in meinem Kopf war nachreguliert worden, fast als hätte ich am Radioknopf gedreht, einen neuen Sender eingestellt und rasch alles vergessen, was ich zuvor gehört hatte.Es war Sommer, immer noch, Sommer abends auf dem Fluss, Sommer auf den Grantchester Meadows, Sommer auf dem Jesus Green und draußen auf den Coe Fens.Wollte ich allein sein, borgte ich mir ein Rad und fuhr hinaus in die flachen Fenns und stand unter dem weiten Himmel von East Anglia.Oder ich ging zum Kettle’s Yard unweit der Kirche, in der Wittgenstein begraben lag, und blieb eine Weile sitzen, wie gebannt von der Stille, dem Licht.Gleich Alice im Wunderland war ich aus der mir bekannten Welt gefallen, und jetzt war Sommer, Sommer, wohin ich mich auch wandte, das dunkle Grün der Bäume, die klammen Abendschatten, tagelange Spaziergänge über die Weiden, allein zwischen dösendem Vieh, Kühe, die mir auswichen, erst eine Kuh, dann noch eine; an den langen Nachmittagen ein Bad unten in Byron’s Pool, abends im Dämmerungsschimmer Heimkehr auf Trampelpfaden, allein im Flussnebel, allein mit den am anderen Ufer aufblitzenden Augen.Es war ein englischer Sommer, das Idyll, nach dem ich mich immer gesehnt hatte.Doch ehe ich es mich versah, war der Sommer vorbei, und es wurde Halloween.Der Oktober in jenem Jahr war warm, feucht, den Geistern wohlgesinnt.Morgens lief ich von Toms Haus, das abseits der Mill Road lag, über Parker’s Piece und durch die Stadt zum Arts und abends denselben Weg zurück.Es war still und kühl im Schatten der Silberlinden, die Parker’s Piece säumten, aber auch wie in einem Theater, kurz bevor sich der Vorhang hebt.Die Schatten, die Bäume, die weite Rasenfläche – alles schien, wie es sein sollte, doch war es zu still, zu dräuend, als würde auf den Tag gewartet, an dem die Toten zurückkehrten, durch den Regen näher kamen, durch den Wind, die vertrauten Ecken und Winkel suchend, die Gesichter, die sie benennen konnten, die Leiber, Fleisch und Blut von ihrem Fleisch und Blut.Ich ging wie üblich meinen Angelegenheiten nach, doch stiegen aus irgendeinem Areal meines Hinterkopfs unablässig irrationale Fragen auf: Würde meine Mutter mich hier finden, so weit fort von daheim? Würde George Grant wissen, dass sie tot war, obwohl er sie in über zwanzig Jahren nicht gesehen hatte? War George Grant auch schon tot? Würden sie gemeinsam auf der Erde wandeln, drüben in Cowdenbeath oder in Crosshill, die Orte aufsuchen, die sie vor meiner Geburt gekannt hatten? Was war mit Elizabeth und Andrew? Waren sie auch Geister? Oder waren sie so jung und intakt gestorben, dass sie gleich ins nächste Leben wechseln konnten? Wer waren sie jetzt? Wo waren sie?Endlich brach der schicksalhafte Tag an.Tom hatte sich mein Geschwafel über Halloween angehört und vorgeschlagen, in seinem Haus zur Feier des Tages eine Party zu veranstalten.Einige seiner Freunde – Leute, die ich kannte und mochte – kamen aus Paris und wollten zwei Tage nach Allerheiligen gemeinsam nach Spanien weiterreisen.Sein Freund Olivier wollte sich ihnen anschließen, und da niemand sonst zurückblieb, sollte ich das Haus hüten, durfte Toms Müsli essen und hinten im Garten die Marihuanapflanzen im Schuppen gießen.Eine fantastische Idee.Jeder brachte etwas Besonderes zu diesem großen Tag mit: guten französischen Wein im Kofferraum von Oliviers Auto, acht Flaschen Calvados, die sein Freund Leon über die Grenze geschmuggelt hatte, ausgezeichnetes Dope, ein paar hundert Peppers und mehrere Kisten italienisches Bier.Ich hatte mir vier Mikros besorgt, nur für den Eigenbedarf, da ich wusste, dass Toms Clique aus strikten Müsli-und-Pilz-Anhängern bestand, die alle kein LSD nahmen.Hätte ich einen Moment lang innegehalten und darüber nachgedacht, was ich da tat, hätte ich vielleicht gesehen, dass ich auf einen Abgrund zusteuerte, auf einen tiefen Sturz.Irgendwo im Hinterkopf – da, wo Geschichten sich in ihrer eigenen Logik entfalten, wo kein gesunder Menschenverstand waltet, weder Weisheit noch Wahn, sondern Geschichtslogik, Schicksal, Charakter, wie auch immer wir es nennen –, habe ich wohl Bescheid gewusst.Ich wollte es mir bloß nicht eingestehen.Während ich einkaufte, plante und darauf wartete, dass dieser besondere Tag anbrach, rechnete ich vordergründig nur damit abzuheben und zu fliegen.Vielleicht liegt darin das Geheimnis des additiven Persönlichkeitstyps: der Wunsch, Sturz und Flug zu vereinen.War sich beides denn nicht einige Augenblicke lang ziemlich ähnlich? Fliegen war für mich eine Angelegenheit von einem Tag, einer Nacht, von einigen Stunden, ein Sturz dagegen etwas anderes.An manche Orte gelangt man nur, wenn man aufhört, darüber nachzudenken [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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