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.Vielleicht wird er mir ein Zeichen geben, vielleicht erfahre ich so, was wirklich geschehen ist.Ich bin ziemlich ratlos, das muss ich zugeben.Man hat mir einen Auftrag gegeben, dem ich einfach nicht gewachsen bin.Ich bin weder Rechtsanwalt noch Polizist, und auch kein Schriftsteller.Das wird diese Erzählung hinlänglich beweisen, falls sie überhaupt einmal gelesen wird.Ich springe ja ständig vor und zurück, bringe die zeitliche Abfolge durcheinander, verliere mich in unwichtigen Details und spare so vielleicht das Wesentliche aus.Wenn ich das, was ich bisher geschrieben habe, noch einmal durchlese, wird mir klar, dass mein Schreiben etwas Gehetztes hat: ein wildes Tier, das wegrennt, Haken schlägt und versucht, die Hunde und Jäger auf seinen Fersen in die Irre zu führen.Was ich schreibe, ist ein großes Durcheinander, und ich erzähle von meinem Leben.Das Schreiben ist Balsam für meine Seele und meinen Körper.Der Bericht, den man bei mir in Auftrag gegeben hat, das ist etwas anderes.Da ist der Ton unpersönlich, ich gebe darin alle Gespräche wörtlich wieder und schweife nicht ab.Übrigens hat Orschwir schon angekündigt, dass ich am Freitagabend, in wenigen Tagen also, ins Rathaus kommen soll.«Komm Freitag zu uns, Brodeck, und lies uns etwas vor …» Um mir das zu sagen, hat er mich sogar zu Hause besucht.Er setzte sich, dick wie er war, ohne Gruß oder ein Wort des Danks auf den Stuhl, den Fédorine ihm hinschob, nahm seine Otterfellmütze ab und wies das Glas, das ich ihm anbot, zurück.«Danke, keine Zeit.Hab viel zu tun, dreißig Stück zu schlachten, heute Morgen.Und ich muss dabei sein, sonst verderben sie mir noch alles …»Über unseren Köpfen hörte man Schritte.Da oben trippelte Poupchette wie ein Mäuschen.Dann waren da noch langsamere, schwerere Schritte und eine ferne Stimme: Emélia sang.Orschwir blickte kurz auf, sah mich an, als wollte er etwas sagen, besann sich aber, zog seinen Tabaksbeutel hervor und drehte sich eine Zigarette.Wir schwiegen lange und beharrlich.Orschwir zögerte.Gerade erst hatte er mir doch noch gesagt, er werde auf seinem Bauernhof gebraucht.Er zog ein paarmal an seiner Zigarette, und der Geruch von Honig und altem Weinbrand verbreitete sich in der Küche.Orschwir raucht nicht irgendein billiges Kraut, sondern hellen, gut geschnittenen Tabak, den er für viel Geld von weit her kommen lässt.Noch einmal sah er zur Decke auf, dann wandte er mir wieder sein hässliches Gesicht zu.Die Schritte und Emélias Singsang waren verstummt.Fédorine beachtete uns nicht.Sie hatte Kartoffeln gerieben und formte daraus mit den Händen kleine flache Küchlein, die sie später in heißem Fett braten und mit Mohnsamen bestreuen würde.Orschwir räusperte sich.«Nicht zu einsam?»Ich schüttelte den Kopf.Er schien nachzudenken, zog an seiner Zigarette, hustete, verschluckte sich.Sein Gesicht lief so rot an wie die wilden Kirschen, die im Juni reifen, und Tränen traten ihm in die Augen.Dann ließ der Husten nach.«Brauchst du etwas?»«Nein.»Orschwir rieb sich mit seiner dicken Hand über die Wangen, eine Bewegung, als ob er sich rasierte.Ich fragte mich, worauf er eigentlich hinauswollte.«Na, dann geh ich mal wieder.»Den letzten Satz hatte er zögernd gesagt.Ich sah ihm direkt in die Augen, ob darin eine Erklärung zu finden war, aber er senkte schnell den Blick.Dann hörte ich mich etwas Merkwürdiges sagen, es kam mir vor, als spräche jemand anders, aber ich war es tatsächlich selbst, der die Worte mit einem drohenden Unterton sagte:«Das könnte dir so passen, was? Zu tun, als ob die beiden nicht da wären.Das könnte dir wohl so passen, was?»Da schwieg Orschwir endgültig.Ich sah, dass er angestrengt über meine Worte nachdachte, dass er versuchte, sie zu verstehen, was ihm aber offensichtlich nicht gelang.Denn plötzlich sprang er auf, nahm seine Mütze, drückte sie tief in die Stirn und ging.Die Tür quietschte leise und kurz, als er sie hinter sich ins Schloss zog.Und bei diesem leisen Geräusch kam mir plötzlich wieder die Erinnerung, wie ich auf der anderen Seite der Tür gestanden hatte, am Tag meiner Rückkehr vor zwei Jahren.Nach meiner Ankunft im Dorf hatten mich alle, denen ich begegnet war, mit runden Augen und offenem Mund angestarrt.Einige waren rasch in ihren Häusern verschwunden, um die Neuigkeit von meiner Rückkehr zu verbreiten, und allen war klar, dass sie mich in Ruhe lassen und mit Fragen verschonen mussten.Für mich zählte nur eins: Ich musste so schnell wie möglich nach Hause, die Klinke meiner Haustür hinunterdrücken, die Tür öffnen und endlich dieses leise Quietschen hören, ich musste nach Hause zu meiner Frau, die ich liebte und an die ich unablässig gedacht hatte.Ich musste sie wiedersehen, in den Arm nehmen, so fest an mich drücken, dass es ihr fast wehtun würde, und sie endlich wieder küssen.Wie oft war ich diesen Weg, diese wenigen Meter, in meinen Träumen gegangen! Daher zitterte ich an jenem Tag, als ich die Tür, meine Tür, die Tür meines Hauses öffnen wollte, am ganzen Leib, und mein Herz schlug zum Zerspringen.Ich hatte sogar Atemnot und glaubte, ich müsse sterben, kaum dass ich die Schwelle überschritten hätte, sterben an zu viel Glück.Aber da erschien mir plötzlich das Gesicht der Seelenfresserin wieder vor Augen, und mein Glück war dahin.Ich fühlte mich, als hätte man mir eine Handvoll Schnee zwischen Hemd und nackte Haut gestopft.Warum nur dachte ich ausgerechnet in diesem Moment wieder an diese Frau?In den letzten Wochen des Krieges wurde das Leben im Lager noch unerträglicher als vorher.Widersprüchliche Gerüchte gingen um.Wenn Neuankömmlinge flüsternd erzählten, bald gehe der Krieg zu Ende, und wir Elendsgestalten, die nur noch kriechen konnten, gehörten zum Lager der Sieger, glomm in den Augen von uns lebenden Toten ein schwaches, seit langem erloschenes Licht wieder auf.Aber sogleich trieben unsere Aufseher uns diese Hoffnung aus.Vielleicht, weil sie beweisen wollten, dass sie immer noch die Herren waren, stürzten sie sich auf den Erstbesten, der vorbeikam, malträtierten ihn mit Stockschlägen, Fußtritten und Kolbenhieben und drückten ihn in den Matsch.Dennoch schlossen wir aus ihrer Nervosität und ihrem besorgten Blick, dass tatsächlich etwas vor sich ging.Der Wachtposten, der mein Herrchen war, beachtete mich kaum noch.Vorher hatte er mir wochenlang täglich ein breites ledernes Halsband umgelegt, wie einem Hund, eine geflochtene Leine daran befestigt und mich gut gelaunt durchs ganze Lager spazieren geführt, ich auf allen vieren, er dahinter, selbstgewiss und aufrecht.Jetzt aber sah ich ihn nur noch, wenn er mir etwas zu essen brachte.Er trat vor meine Hundehütte, die mir als Unterschlupf diente, und schöpfte zwei Kellen Suppe in meinen Napf, aber ich spürte genau, dass ihm das Spiel keinen Spaß mehr machte [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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