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.Diese Art Draufgängertum ist zu Kriegszeiten, in der gedankenlosen Hitze des Gefechts häufiger anzutreffen; nicht so jedoch in Friedenszeiten und erst recht nicht inmitten der feierlichen Langeweile einer routinemäßig verlaufenden Parlamentssitzung.Hinzuzufügen ist allerdings, dass, wenn man den Bildern Glauben schenken kann, Suárez’ Wagemut nicht vom Instinkt, sondern von der Vernunft geleitet scheint.Als der erste Schuss zu hören ist, steht Suárez aufrecht da; beim zweiten Schuss versucht er General Gutiérrez Mellado zurückzuhalten; beim dritten Schuss wie auch bei den anschließenden Maschinenpistolensalven setzt er sich hin und lehnt sich im Sessel zurück, wie um abzuwarten, dass die Schießerei aufhört oder aber ihn eine tödliche Kugel trifft.Das ist eine bedächtige, gedankenvolle Geste; sie wirkt wie einstudiert, und vielleicht war sie das auch.Viele, die zu der Zeit mit Suárez zu tun hatten, versichern, er sei damals schon seit längerem auf ein möglicherweise gewaltsames Ende vorbereitet gewesen, so als hätten ihn düstere Ahnungen verfolgt (seit mehreren Monaten trug er stets eine kleine Pistole bei sich; und im vorausgegangenen Herbst und Winter hatte mehr als ein Besucher im Regierungspalast ihn sagen hören: Hier aus der Moncloa holt mich keiner raus, es sei denn, er gewinnt die Wahlen – oder sonst mit den Füßen voraus); mag sein, einfach ist es in jedem Fall nicht, sich auf einen solchen Tod vorzubereiten, und erst recht nicht, nicht doch schwach zu werden, wenn es tatsächlich so weit ist.Drückt sich in Suárez’ Geste Mut aus, kann man nicht umhin, ihr auch Anmut zuzusprechen, kommt es doch, wie Hemingway einmal bemerkt hat, zu einer mutigen Geste, wenn die Anmut unter Druck gerät.In diesem Sinne ist es eine zustimmende Geste; in einem anderen Sinne ist es eine ablehnende Geste, ist doch jede mutige Geste, wie Camus einmal bemerkt hat, Ausdruck der Rebellion eines Menschen, der nein sagt.In beiden Fällen handelt es sich um einen souveränen Ausdruck von Freiheit; dem widerspricht nicht, dass es sich ebenso sehr um einen geschauspielerten Ausdruck handelt – um die Geste eines Menschen, der eine Rolle spielt.Soweit ich weiß, sind bislang nicht mehr als zwei, drei Romane erschienen, in denen der Putsch vom 23.Februar im Mittelpunkt steht.Als Romane sind sie kaum der Rede wert, einer davon entstammt jedoch der Feder des Journalisten Josep Melià, der von einem scharfen Suárez-Kritiker zu einem seiner engsten Mitarbeiter wurde.Wie es sich für einen Romancier gehört, fragt sich Melià in einem bestimmten Moment der Handlung, woran Suárez, als der erste Schuss zu hören war, als Erstes gedacht haben mag.Er gibt sich selbst die Antwort: an die Titelseite der New York Times des folgenden Tages.Das wirkt womöglich einfältig oder auch böswillig, ist aber nett gemeint; mir scheint es vor allem zutreffend.Wie jeder Vollblutpolitiker war Suárez ein vollendeter Schauspieler: Jung, athletisch, äußerst gutaussehend und stets gekleidet wie ein Verführer aus der Provinz, der das Entzücken aller rechtsgerichteten Familienmütter hervorrief, während er den Spott sämtlicher linksgerichteter Journalisten auf sich zog – Zweireiher mit Goldknöpfen, graumelierte Hosen, hellblaues Hemd, marineblaue Krawatte –, nutzte Suárez seinen Kennedy-Appeal bewusst aus und verstand die Politik als großes Schauspiel.Nicht umsonst hatte er in den langen Jahren seiner Tätigkeit für Televisión Española gelernt, dass heutzutage nicht mehr die Wirklichkeit die Bilder schafft, sondern die Bilder die Wirklichkeit.Als Suárez wenige Wochen vor dem 23.Februar, im dramatischsten Augenblick seiner politischen Karriere, eine kleine Gruppe von Mitgliedern seiner Partei davon in Kenntnis setzte, dass er beschlossen hatte, von seinem Amt als spanischer Ministerpräsident zurückzutreten, konnte er sich, ganz unverbesserlicher Heldendarsteller, den folgenden Zusatz nicht verkneifen: »Merkt ihr was? Bald steht in der ganzen Welt auf der ersten Seite der Tageszeitungen, dass ich zurückgetreten bin.«[8] Der 23 [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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