[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Die Zellen dort hatten keine Fenster.Der Papierfetzen würde unbemerkt ins Meer geschwemmt, seine Fasern würden sich im Wasser auflösen.Oder vielleicht würde das Schicksal mit seiner Vorliebe für billige Groschenromane ihn unter dem modernden Bauch des Schiffes festhalten – ein Brief, der ungeöffnet an den Absender zurückging, Empfänger unbekannt.Vielleicht würde der Zettel auch dann noch an dem schrundigen, dunklen Metall haften, wenn May nach Newgate gebracht und gehängt wurde.Sagen Sie ihr, ich mache einen Plan für ihren Garten.Rose erschauderte.Er fror bis auf die Knochen, und an seiner rechten Schläfe spürte er einen bohrenden Schmerz.Die kraftvollen Windungen des Flusses verursachten ihm Übelkeit.Die Hände noch tiefer in den Taschen vergraben, ging er stampfend auf demselben Weg zurück, den er gekommen war.Der Zettel schnitt ihm in den Handteller.Er drückte zu und fand Trost in diesem Schmerz.Jetzt ging er zügiger und ohne nachzudenken.Mit beträchtlicher Ungeduld steuerte er auf einen Menschenauflauf zu, der die schmale Gasse kurz vor dem Inner Temple versperrte.Die Gaslampe über den Köpfen war so weit aufgedreht, dass sie ein dröhnendes Geräusch von sich gab; in ihrem grellen Licht trugen die Gesichter dunkle Schatten.Leise vor sich hin murmelnd, wollte sich Rose an den Leuten vorbeidrücken, als ein untersetzter Mann seine Aufmerksamkeit auf sich zog.Er trug einen Lederhut mit Nackenschutz und hohe Lederstiefel und blickte, eine Laterne in der Hand, stirnrunzelnd auf den Boden zwischen seinen Füßen; an seinem Bein lehnte eine schwere runde Metallplatte.Neben ihm stand ein Polizist, der ebenfalls eine Laterne bei sich hatte.Rose stutzte, ehe er einen Mann mit Zylinderhut zur Seite schob.Der Polizist hob warnend die Hand, deren quadratische Innenfläche dreckverschmiert war.»Halt, Sir, treten Sie nicht zu nahe heran.Schließlich ist das hier kein Jahrmarktsvergnügen.« Er warf den neugierigen Zuschauern, die sich bereits langsam zerstreuten, einen wütenden Blick zu.»Wir möchten nicht, dass etwas passiert.«Rose sah zu Boden.Das kreisrunde Loch im Kopfsteinpflaster maß etwas mehr als einen halben Meter Durchmesser.In den senkrecht nach unten führenden, mit Backsteinen gemauerten Schacht waren Eisenverstrebungen eingelassen.Rose stand plötzlich das Bild vor Augen, wie Tom dort unten lag, tot, und seine Leiche knochig-weiß im schmutzigen Abwasser trieb, und mit dem Schrecken darüber überkam ihn ein schlechtes Gewissen.»Was … ist etwas passiert?«, fragte er.Der Polizist zuckte die Achseln und rieb sich mit dem Handrücken die Knubbelnase.»Der Konstabler hat durch das Gitter beim King’s Court Licht gesehen.Und es ist ja unsere Pflicht, den Kerlen nachzuspüren.So sind die Vorschriften.«Rose starrte den Polizisten an.»Die Polizei hat Zugang zu den Abwasserkanälen?«»Die Ausspüler gehen runter«, stellte der Polizist richtig und verzog angewidert das Gesicht.»Gott schütze sie.«»Aber Sie haben die Befugnis, sie runterzuschicken, nicht wahr? Jederzeit? Ohne erst die Erlaubnis von der Abwasserkommission einzuholen?«»Wie sollten wir sonst für Recht und Ordnung sorgen?«Die Kriminalbeamten, die mit dem Fall May beschäftigt waren, zeigten sich durch Roses Forderung mehr als verstimmt.Nach der scharfen Kritik im Zusammenhang mit einer Serie unaufgeklärter Verbrechen waren die Zeitungen voll des Lobes darüber, wie schnell in diesem besonders grausigen Fall der Schuldige gefasst worden war.Es war spätabends, und sie wollten nach Hause.Roses Hartnäckigkeit kam für sie ebenso überraschend wie ungelegen.Laut Vorschrift sei Unbefugten der Zutritt zum Kanalsystem zu verwehren, teilten sie Rose herablassend mit; ihre Aufgabe sei es nicht, jedermann freien Zugang zu ermöglichen.Aber Rose ließ nicht locker.Der pochende Schmerz hinter seinen Augen und die niederschmetternde Erkenntnis, dass er seine Rechte als Anwalt des Gefangenen bisher gar nicht wahrgenommen hatte, ließen ihn mit unnachgiebiger Härte auf seiner Forderung bestehen.Die Polizeibeamten mochten seine Bitte als bedeutungslos und lästig wie das Summen einer Hornisse ansehen, dennoch waren sie gesetzlich verpflichtet, sie zu erfüllen, sowenig ihnen das auch behagte.Als ihnen klar wurde, dass sich Rose nicht abwimmeln ließ, stimmten sie unter beträchtlichem Seufzen und Kopfschütteln zu.Sobald Rose einen geeigneten Termin mit einem der Vorarbeiter verabredet hätte, um in das Abwassersystem hinunterzusteigen, würden zwei Wachtmeister zu seiner Begleitung abkommandiert.Die Stimmung des Polizeiinspektors hellte sich ein wenig auf, als er zur Erfüllung dieser unappetitlichen Pflicht zwei Männer beorderte, die er am wenigsten leiden konnte.Am folgenden Morgen fand sich Rose wie vereinbart an der Ausschachtung Ecke Hyde Park ein.Er musste mehr als eine Stunde warten, ehe der Vorarbeiter von unten hochkam.Das westliche Ende von Piccadilly war für den Verkehr gesperrt, und rings um Rose drängten sich Droschken und Kutschen, die sich durch die engen Gassen von Mayfair kämpften.Wo ehemals die Straße gewesen war, klaffte jetzt ein mehrere Meter breites Loch, ausgekleidet mit Holzverschalungen und umgeben von riesigen Gerüsten, Balken und Kränen.Ein ganzes Heer von Erdarbeitern und Schubkarrenfahrern, von Pferden und Dampfmaschinen war hier am Werk und wälzte riesige Erdhaufen, Lehm, Backsteine und Holzplanken um.Es wurden Pickel, Spaten und Hämmer geschwungen, und die Rufe der Arbeiter und das Scheppern ihrer Werkzeuge gingen in dem tosenden Lärm einer Maschine unter, die sich in den gefrorenen Boden graben zu wollen schien.Mays Welt.Angesichts der Meisterleistungen, deren die Ingenieurkunst Londons fähig war, hätte sich Roses gedrückte Stimmung heben müssen, aber die ganze Anlage erinnerte ihn an eine gewaltige Guillotine über einem offenen Grab.In der vergangenen Nacht hatte er geträumt, er hätte, noch lebendig, aber unfähig, zu sprechen oder sich zu bewegen, mit lähmendem Schrecken zusehen müssen, wie ein Totengräber seinen reglosen Körper in ein Leichentuch wickelte.Als er aufwachte, hatte sich ihm das Bettlaken wie eine Zwangsjacke um die Beine geschlungen.Wo er auch hinsah, so schien es, war er von Vorahnungen des Todes umgeben.Er seufzte schwer und rieb sich die Unterarme.Die Häuser ringsum sanken müde auf ihre dicken hölzernen Stützbalken, als fehlte ihnen die Kraft, sich aufrecht zu halten.Die eiskalte Luft roch nach Erde.Rose hatte Harker erwartet, aber der Vorarbeiter, der jetzt vor ihm stand, war ein drahtiger Kerl mit einer wettergegerbten Haut von der Farbe rotbrauner Dachziegel.Sie seien zu zehnt, erklärte er Rose, und arbeiteten über die ganze Stadt verteilt.Selbstverständlich werde er sein Möglichstes tun, um ihm zu helfen, aber da der Pegel am Steigen war, könnten sie erst am folgenden Tag in den Untergrund.Mit dem Parlament könne man debattieren, wenn man Lust dazu hatte, aber nicht mit der Flut.Rose biss sich auf die Lippen, seine Verzagtheit wuchs [ Pobierz całość w formacie PDF ]
Powered by wordpress | Theme: simpletex | © Nie istnieje coś takiego jak doskonałość. Świat nie jest doskonały. I właśnie dlatego jest piękny.