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.Am meisten hatten sie über die Frage gerungen, ob es darüber hinaus möglich sein würde, eine längere Auszeit zu nehmen.Erik war sogar bereit, für den Plan einer Weltreise einen größeren Kredit aufzunehmen.Schließlich hatte ihnen der letzte Urlaub gezeigt, wie schnell alles vorbei sein konnte im Leben.Doch Lisa war diese Vorstellung einfach zu unvernünftig erschienen.Außerdem würde sie Jutta nicht ein Vierteljahr lang allein im Laden lassen können.Genauso wenig schien es ihr möglich, eine so lange Zeit nichts zu den Beständen im Laden oder einer neuen Kollektion beizutragen.Und so war Lisa froh darüber, dass Erik sich mit einem Kompromiss zufriedengegeben hatte: Statt einer mehrmonatigen Weltreise würden sie zum Ironman nach Hawaii reisen.Wenn es nötig war, würden sie sich dafür tatsächlich Geld von der Bank oder von Eriks Mutter leihen.Wegen Lisas Flugangst wollten sie zunächst per Schiff nach New York fahren.Für den Flieger nach Hawaii würde Lisa dann ihr Trauma überwinden müssen – falls Erik sich für die Teilnahme am Ironman überhaupt qualifizierte.Alternativ konnte er sich aber auch vorstellen, beim Marathon in New York mitzumachen.Überhaupt, der sportliche Aspekt der Liste! Da Erik es trotz hartnäckiger Versuche nicht schaffte, Lisa zum regelmäßigen Joggen zu bewegen, musste sie sich zumindest auf eine längere Fahrradtour im Sommer einlassen.Und auch darauf, es endlich einmal mit dem Tauchen zu versuchen.Spätestens als Erik sie auf ihre immer wieder schmerzenden Knie ansprach und behauptete, sie täte einfach zu wenig für ihren Körper, sah sich Lisa zum Einlenken gezwungen.Im Juni wollten sie daher eine längere Radtour durch Deutschland unternehmen.Als Belohnung für ihre Einsichtigkeit und den Anspruch, sich mehr zu bewegen, ließ Erik sich wiederum zähneknirschend auf den Tangokurs ein, mit dem Lisa ihm schon seit Beginn ihrer Beziehung in den Ohren lag.Weniger hatten sie dagegen um das Thema «Baum pflanzen» verhandeln müssen, dafür aber umso mehr über die Filme von Herr der Ringe und vor allem über die Silvesterparty.Lisa konnte sich rein gar nicht dafür erwärmen, einen kompletten Sonntag für ein paar Filme zu opfern, bei denen sich ihr die Nackenhaare schon sträubten, wenn sie nur daran dachte.Noch dazu wollte Erik ursprünglich die Originalfassungen in Englisch und im Director’s Cut sehen!Erik dagegen machte sich absolut nichts aus großen Feiern, und er verstand auch nicht, warum Lisa so viel Wert darauf legte, eine riesige Sause zu veranstalten und noch dazu die Nachbarn einzuladen.Warum wollte sie überhaupt alle Menschen im Haus mit Namen kennen? Er wechselte nur selten mal ein Wort mit ihnen.Sie hatten sich schließlich darauf geeinigt, beide Punkte in Angriff zu nehmen – allerdings in abgespeckter Form.An Silvester würden sie eine Feier in kleinerem Rahmen machen und dazu nur die engsten Freunde, aber immerhin auch alle Bewohner aus dem Haus einladen.Und Lisa wiederum hatte versprechen müssen, dass sie sich die DVDs in normaler Länge und auf Deutsch und vor allem vollkommen unvoreingenommen anschauen würde.Denn Erik war überzeugt, sie würden auch ihr gefallen, solange sie sich nur wirklich darauf einließ.Ungeduldig schaute Lisa jetzt zum x-ten Mal innerhalb von zehn Minuten auf die Uhr.Das ist so typisch, dachte sie, dass Erik rumbummelt, wenn er etwas gegen seinen Willen tun soll.Dabei war es doch äußerst spannend, zu sehen, ob sie Herrn Griesgram oder aber einem anderen Bedürftigen eine Freude bereiten konnten.«Meinst du, wir tun das Richtige?», fragte Erik skeptisch, als er endlich wieder in die Küche trat.Obwohl er bereits komplett angezogen war, strahlte er keine enthusiastische Aufbruchstimmung aus.Seine Mütze hatte er absichtlich so weit ins Gesicht gezogen, dass er ein vollkommen trottelhaftes Bild abgab.Lisa erhob sich amüsiert vom Stuhl und ging lächelnd auf ihn zu.Behutsam streichelte sie ihm über den Mützen-Kopf und zitierte mit ironischer Genugtuung in der Stimme ihren Lieblingsautor Philip Roth: «Du weißt doch: Das Handeln ist der Feind der Gedanken.»Erik verzog seine Mundwinkel.«Und wenn uns der Penner das Portemonnaie klaut?», fragte er bemüht besorgt.«Dann ist es das Ende der guten Gedanken.»Doch sein spöttischer Blick verriet, dass dies bloß ein weiterer kläglicher Versuch war, eine Ausrede zu erfinden.Kurz entschlossen fasste Lisa ihn am Arm und zog ihn hinter sich her aus der Wohnung.Auf dem Weg nach unten unternahm Erik noch weitere Versuche, ihr Vorhaben im denkbar schlechtesten Licht erscheinen zu lassen.Aber Lisa ließ sich nicht beirren und trat wild entschlossen nach draußen, wo es inzwischen schon wesentlich kühler geworden war und ein wenig dämmerte.Sie schob ihren Mann Richtung Osterstraße.Als sie jedoch um die Ecke an der Bäckerei bogen, konnte Lisa Herrn Griesgram nirgends entdecken.«Tja», sagte Erik mit gespieltem Bedauern, «ich hätte ja gern geholfen.Aber er ist nicht da.»Spielerisch boxte sie ihm in die Seite und schob ihn weiter.«Dann suchen wir uns eben ein anderes Opfer», erwiderte sie feierlich, obwohl sie ein wenig enttäuscht darüber war, dass Herr Griesgram offenbar ausgerechnet heute bereits vor Ladenschluss abgetaucht war.Sie schlenderten die belebte Straße entlang und ließen sich immer wieder von ihrem Vorhaben ablenken [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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