[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.31, S.541).Die Marxsche Kritik jenseits der verschiedenen Ismen ist allerdings kein einheitliches Gebilde.Marx war ein reflektierender und permanent lernender Kopf, der im Unterschied zu vielen seiner späteren Anhänger stets bereit war, eigene Auffassungen und bereits erreichte Ergebnisse immer wieder infrage zu stellen.Er war begierig darauf, Neues zu erfahren.In den 1870er Jahren lernte er sogar noch Russisch, nur um Quellen zur Ökonomie Russlands studieren zu können.Den lebenslangen Lernprozess von Marx müssen wir einkalkulieren, wenn wir mit seinen Untersuchungen sinnvoll umgehen und sie nicht nur als Zitatensteinbruch benutzen wollen.Marx’ früheste Ökonomiekritik aus dem Jahr 1844 war noch philosophisch begründet: Der Kapitalismus stelle eine Entfremdung vom »menschlichen Wesen« dar.Bereits ein Jahr später kritisierte Marx jedoch diese Wesensphilosophie ganz grundsätzlich.In der von ihm und Engels gemeinsam verfassten Deutschen Ideologie (1845) ging es darum, wie er später schrieb, »mit unserm ehemaligen philosophischen Gewissen abzurechnen« (MEW Bd.13, S.10).Vorstellungen von einem »Wesen des Menschen«, das als |163|Maßstab der Gesellschaftskritik dienen könnte, wurden als philosophische Abstraktionen kritisiert.Nie wieder bezog sich Marx in den folgenden Jahren auf ein solches Wesen, und nur noch ganz selten und unspezifisch war von »entfremdeten« Verhältnissen die Rede.Den kritisierten philosophischen Abstraktionen wurde die »wirkliche«, empirisch orientierte Wissenschaft entgegengesetzt.Diese Wissenschaft fand Marx zunächst bei bürgerlichen Ökonomen und Historikern.Als er sich 1847 kritisch mit dem französischen Sozialisten Proudhon auseinandersetzte, stellte er diesem die politische Ökonomie David Ricardos entgegen, des wichtigsten Vertreters der »klassischen politischen Ökonomie«, den er in den höchsten Tönen lobte.Zu dieser Zeit kritisierte Marx lediglich, dass Ricardo die Gesetze des Kapitalismus für ewig statt für nur vorübergehend gültig auffasse.Die Art und Weise, wie Ricardo Wert, Geld und Kapital analysierte, wurde von Marx aber nicht kritisiert.Eine grundlegende »Kritik der politischen Ökonomie« hat Marx in dieser Periode noch nicht formuliert.Er betreibt vielmehr eine kritische Anwendung der von der politischen Ökonomie erreichten Ergebnisse.Das gilt auch für das 1848 veröffentlichte Kommunistische Manifest.Es ist zwar ein nach wie vor beeindruckendes Dokument, doch handelt es sich keineswegs um eine Kurzfassung der späteren Ökonomiekritik.Erst nach seiner erzwungenen Emigration nach London im Jahr 1849, wo er mit seinen ökonomischen Studien wieder von vorne beginnt, kommt Marx zu jener substanziellen Ökonomiekritik, die bereits die Grundkategorien der politischen Ökonomie infrage stellt.Ab 1857 entstehen dann mit den Grundrissen und den Theorien über den Mehrwert jene Manuskripte, die schließlich zum Kapital hinführen, dessen erster Band 1867 erscheint.Angesichts dieses weit zurückliegenden Erscheinungsjahres ist allerdings die Frage berechtigt, was uns diese Analyse heute noch zu sagen hat.Nicht selten wird die Marxsche Ökonomiekritik mit Hinweis auf ihr Alter verabschiedet: Sie sei vielleicht für den englischen Kapitalismus des 19.Jahrhunderts ganz zutreffend gewesen, |164|doch heute habe sich so viel geändert, dass wir mit Marx kaum noch etwas anfangen könnten, ist häufig zu hören – insbesondere von Leuten, die sich offensichtlich die Mühe gespart haben, Das Kapital tatsächlich zu lesen.2Der Anspruch, den Marx an seine eigene Untersuchung stellte, beschränkte sich jedenfalls nicht auf die Analyse des englischen Kapitalismus seiner Zeit.Im Gegenteil, Marx betonte im Vorwort, dass ihm England nur als »Hauptillustration« für seine »theoretische Entwicklung« dient (MEW Bd.23, S.12).Wie Marx bei einer Rückschau am Ende des dritten Bandes festhält, zielt diese theoretische Entwicklung darauf ab, »die innere Organisation der kapitalistischen Produktionsweise, sozusagen in ihrem idealen Durchschnitt, darzustellen« (MEW Bd.25, S.839).Marx will das »Kapitalistische« am Kapitalismus darstellen, das, was den Kapitalismus zum Kapitalismus macht.Insofern ihm das gelungen ist, sind seine Analysen auch noch heute von zentraler Bedeutung für das Verständnis des Kapitalismus.3Der Kapitalismus existiert aber nirgendwo lediglich als jener »ideale Durchschnitt«, den Marx im Kapital analysiert.Er ist immer historisch eingebettet, er vollzieht sich stets innerhalb bestimmter gesellschaftlicher und politischer Formen, im Rahmen von bestimmten Traditionen, einem bestimmten Stand der gesellschaftlichen Kämpfe und Klassenauseinandersetzungen.Dies alles ist zu berücksichtigen, wenn eine konkrete kapitalistische |165|Gesellschaft untersucht wird.Die Grundlagen für eine solche Untersuchung finden wir aber in der Marxschen Ökonomiekritik, die weit mehr umfasst als nur eine (fach)ökonomische Theorie.Wert und KapitalBereits die Marxsche Werttheorie ist nicht einfach eine Erklärung der Preisrelationen der Waren, sie untersucht vielmehr, wie die in der Warenproduktion privat verausgabten Arbeiten im Tausch zu Bestandteilen der »gesellschaftlichen Gesamtarbeit« werden.Es geht bereits auf dieser ganz allgemeinen Ebene um die Art und Weise der »Vergesellschaftung« in kapitalistischen Gesellschaften: Es handelt sich um eine Vergesellschaftung, die nicht auf den unmittelbaren Beziehungen der Produzenten beruht, sondern die »sachlich« vermittelt wird.Es sind die Produkte, die als Waren in einem gesellschaftlichen Verhältnis stehen.Damit drücken sich dann auch die gesellschaftlichen Beziehungen der Produzenten (zum Beispiel für andere eine nützliche Arbeit zu verrichten) als sachliche Eigenschaften dieser Produkte aus (sie werden zu »Wertgegenständen«).Diese spezifisch gesellschaftliche Sachlichkeit setzt sich den Einzelnen gegenüber als anonyme sachliche Gewalt durch (vom Wertcharakter meines Produkts hängt mein ökonomisches Überleben ab).Damit ist bereits eine wichtige Differenz zu allen vorkapitalistischen Produktionsweisen benannt: Die kapitalistische Produktionsweise beruht nicht mehr auf persönlichen Herrschaftsverhältnissen (der Sklave ist Eigentum eines Herrn, von diesem ist er persönlich abhängig), sondern auf sachlichen, anonymen Herrschaftsverhältnissen, die von den einzelnen Marktakteuren als quasi natürliche Sachzwänge aufgefasst werden – was nur der spezifischen Form dieser Ökonomie geschuldet ist, wird als unveränderliches Gesetz einer jeden Ökonomie aufgefasst und von der herrschenden ökonomischen Theorie auch genau so präsentiert.|166|Die Marxsche Kapitaltheorie hebt hervor, dass Kapitalverwertung, die Produktion des Mehrwerts, auf der Ausbeutung der Arbeitskräfte beruht, doch formuliert sie dieses Ergebnis nicht wie die Autoren vor Marx als moralische Kritik am Kapitalismus.Ganz im Gegenteil, Marx zeigt detailliert, dass sich Ausbeutung und Äquivalententausch nicht widersprechen, sondern entsprechen.Die Lohnabhängigen verkaufen dem Kapital nicht Arbeit, sondern ihre Arbeitskraft, ihre Fähigkeit zu arbeiten.Der »Wert der Ware Arbeitskraft« ist durch jene Kosten bestimmt, die zu ihrer (nicht nur individuellen, sondern familiären) Reproduktion notwendig sind [ Pobierz całość w formacie PDF ]
Powered by wordpress | Theme: simpletex | © Nie istnieje coś takiego jak doskonałość. Świat nie jest doskonały. I właśnie dlatego jest piękny.