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.Wirklich, dachte Kate, als sie am nächsten Morgen in ihrem Arbeitszimmer saß, man konnte sich nicht beschweren.Mochten sich Frauen andernorts unwillkommen fühlen – hier nicht.Und noch mehr, sagte sich Kate, während sie aus dem Fenster blickte, man strengte sich wirklich an in Harvard.Ein Trupp von Männern räumte den Schnee fort.Das ganze Gelände war wunderbar gepflegt.Und kurz vor den Abschlußfeiern, hatte Leighton ihr erzählt, wurden Grassamen über den ganzen Campus geblasen, ja, geblasen.Es funktioniert, versicherte Leighton: Kurz darauf wächst überall der schönste Rasen.Kate freute sich darauf, es zu sehen – falls Leighton ihr Examen machte, falls sie selbst so lange blieb, falls das Leben weiterging.Ein Klopfen an der Tür.Zum zweiten Mal stand die unwillige Empfangsdame vor Kate, aber heute waren ihr Ärger und ihre schlechten Manieren mit einer leichten Spur Ehrfurcht vermischt.»Wieder ein Anruf?« fragte Kate vorsichtig.»Sie haben es erraten«, sagte die Empfangsdame und machte auf dem Absatz kehrt.»Und natürlich wieder ein Mann«, sagte Kate, aber sehr leise.Wenn Clarkville noch eine Leiche gefunden hat, dann soll er sich, bitteschön, jemand anders suchen, um darüber zu reden.Aber es war Moon.Man hatte ihn verhaftet.Als Mörder von Janet.Man gestattete ihm nur einen Anruf, und ob Kate sich um Anwalt und Kaution kümmern könne? Wenn nicht, hätte er natürlich Verständnis.Schließlich war er schon einmal im Gefängnis – im Süden, nach einem Friedensmarsch.Er hatte ihr nur Bescheid sagen wollen.»Nur für den Fall, daß du dich das fragst«, sagte Moon.»Ich habe Janet nicht umgebracht.«91AchtManchmal glaube ich wirklich,nur Autobiographie ist Literatur.Virginia WoolfWährend eines längst vergangenen Sommers, den sie in den Berkshires verbrachte, hatte Kate schon einmal Grund gehabt, einen Bostoner Anwalt um Beistand zu bitten.Er hatte mit Reed Jura in Harvard studiert, war dann Strafverteidiger geworden, und Kate beschloß, sich auch jetzt an ihn zu wenden.Es war natürlich nicht einfach, einen vielbeschäftigten Anwalt so plötzlich zu überfallen, aber schließlich waren sie Freunde geblieben, und er würde ihr zu Hilfe kommen, auch wenn Reed gerade in Lhambamamba unterwegs war.»Das hätte ich mir denken können!« schnaubte John Cunningham, als Kate ihn am Telefon hatte.»Dieser Schlamassel in Harvard, dieses Durcheinander mit der ersten Professorin.Hätte mir gleich klar sein müssen, daß du darin verwickelt bist.Schließlich wußte ich, daß du in der Gegend bist.Aber selbst wenn nicht, hätte ich es mir denken können.Wer ist diesmal im Gefängnis? Hoffentlich nicht Reed.«»Nein«, sagte Kate.»Reed ist unterwegs und hält Vorträge über Polizeimethoden.Er hat nichts damit zu tun.Aber ein Freund von mir wurde verhaftet.Man verdächtigt ihn des Mordes.«»Stand er in irgendeiner Beziehung zu der Ermordeten?« fragte Cunningham.»Nein«, sagte Kate.»Außer daß er vor einer Ewigkeit einmal mit ihr verheiratet war.«»Außer!« Cunningham hätte beinahe Kates Trommelfell zum Platzen gebracht.Dann entstand eine Pause, während der Cunningham seinen Kalender und seine Sekretärin konsultierte.»Kannst du zu mir ins Büro kommen?« fragte er.»Dann versuchen wir, ihn auf Kaution freizukriegen.Die Polizei hätte ihn nicht festnehmen dürfen, da bin ich mir ziemlich sicher.Die haben nicht genug Beweise.Darf ich davon ausgehen, daß er noch nie vorher im Gefängnis war und keinerlei Vorstrafen hat?«»Na ja«, sagte Kate widerwillig, »er hat im Süden mit Martin Luther King demonstriert, und später war er bei den Friedensmärschen 92dabei.Ich fürchte fast, er ist schon einmal im Gefängnis gewesen.«Kate ärgerte sich über sich selbst, weil sie so entschuldigend^ klang.»Ausgezeichnet«, sagte Cunningham zu ihrer Überraschung.»Ausgezeichnet.Dann plädieren wir auf Voreingenommenheit, Mißbrauch von Polizeiakten und so weiter.Kein Problem.Komm nur her, meine Gute, komm nur her.Du weißt, wo ich zu finden bin.«Als Moon – da die Zeit erfüllet war und auch das juristische Pro-cedere – auf Kaution wieder in Freiheit war und mit Kate in Cunninghams Büro saß, behandelte dieser ihn streng und kühl.Kate gegenüber war er die ganze Zeit abwechselnd sachlich und beruhigend gewesen.Während Kate nun Moon betrachtete, wurde ihr klar, daß er, rein vom Typ her, Cunningham sehr wahrscheinlich nicht gefiel.Gleichzeitig versuchte sie, der Tatsache ins Gesicht zu sehen, daß es immerhin im Bereich des Möglichen lag: Moon könnte ein Mörder sein, zumindest könnte er Janet getötet haben.Daß Kate diese Möglichkeit bisher weit von sich gewiesen hatte, geschah aus rein persönlichen Gründen: Es war ausgeschlossen, daß sie sich vor vielen Jahren so von jemandem hätte angezogen fühlen können, der eines Mordes fähig war.Und bei den sporadischen Begegnungen in späteren Jahren – hätte ein potentieller Mörder es fertiggebracht, die alte Erotik immer wieder so aufflammen zu lassen, daß sie mit ihm ins Bett ging? Aber das war ihr persönliches Problem.War es denkbar, daß Moon einen erbitterten ehelichen beziehungsweise nachehe-lichen Streit mit Janet hatte und ihm dabei sein sonst so unerschütter-licher Gleichmut abhanden gekommen war?Cunninghams Gedanken liefen eindeutig in ähnlichen Bahnen, aber er hatte keinerlei persönliches Motiv, Moon für unschuldig zu halten.»Aber welches Motiv hätte ich denn haben sollen?« fragte Moon.»Wen interessiert denn das Motiv?« schrie Cunningham ihn an.»Mich nicht.Die Polizei nicht.Die Polizei interessiert die Gelegenheit zum Mord und die Mittel.Und selbst wenn sie sich für das Motiv interessierte – sobald man mit einer Frau verheiratet ist oder war, gilt das als Motiv.«»Wenn die Ehe ein ausreichendes Motiv für Mord ist…«, begann Kate.»Bitte, Kate, sei still.Du weißt genau, was ich meine.Die meisten Morde werden, wie jeder weiß, von Verwandten verübt, wobei Eheleute, geschieden oder nicht, allen andern den Rang ablaufen.93Man braucht kein ausgeklügeltes Motiv, sondern nur einen heftigen Streit und viele bittere Erinnerungen und Vorwürfe [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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