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.Jonny Olin war kooperativ gewesen und hatte Jensen und Gran freiwillig begleitet.Jetzt saß er mit den beiden im Verhörraum, beteuerte aber standhaft, in den letzten Monaten lediglich mit Silje Rolfsen telefoniert zu haben, und das auch nur sehr selten.Singsaker verdrehte die Augen und holte sich eine Tasse Kaffee.*Hinter der Haustür blieb er stehen und schnupperte, wie er es aus irgendeinem Grund immer tat.Dabei wusste er gar nicht, was er da zu riechen erwartete.Seine Mutter? Den schweren Dunst von Tabak und alten Textilien, der das Haus längst verlassen hatte?Der neue Besitzer hatte die Wände im Flur frisch gestrichen und eine neue Garderobe mit Schiebetür aufgestellt.Er roch deshalb nur einen Hauch Acryl, als er weiter ins Haus hineinging, das nicht sonderlich verändert worden war, seit seine Mutter und er hier vor Jahren gewohnt hatten.Nachdem er das Haus unmittelbar nach dem Tod seiner Mutter verkauft hatte, mietete er es.Niemand wusste von diesem Mietverhältnis, nicht einmal seine Frau Anna.Hier konnte er ganz in Ruhe seine Dinge erledigen.Er setzte sich in die Küche und dachte an den Traum von dem Mann und der Beerdigung am Himmel, den er in der vergangenen Nacht gehabt hatte.Und an seinen Vater, der seit vielen Jahren tot war.Er hatte sich den Lauf einer Schrotflinte in den Mund gesteckt und die Wand hinter dem Ehebett rot marmoriert.Das hatte etwas mit ihm zu tun.Damit, dass er sich die Finger abgehackt hatte und nie wieder für seinen Vater spielen konnte.Seine Mutter hatte ihm einen Anzug angezogen und ihn mit zur Beerdigung genommen.Eine dumme, sinnentleerte Zeremonie, hohle Worte.Er hatte nicht geweint.Jetzt wusste er, dass er von der echten Beerdigung geträumt hatte.In den Schritten, mit denen die Riesen über den Himmel geschritten waren, hatte wahre Trauer gelegen, und sie hatten den Sarg getragen, als lastete die Bürde der ganzen Welt auf ihren Schultern.Als er wach wurde, hatte er gehofft, dass dies der Traum war, nach dem er sich so lange gesehnt hatte, und dass er von jetzt an jede Nacht schlafen konnte.Er fürchtete aber, dass diese Hoffnung vergebens war und er nur diese eine Nacht zur Ruhe gekommen war und jetzt wieder eine Reihe von durchwachten Nächten folgte.Langsam, aber sicher würden diese schlaflosen, traumlosen Nächte seine Gedanken wieder in Albträume verwandeln.Der Mord hatte nicht ausgereicht.Es war die falsche Frau gewesen, die falsche Stimme.Er brauchte eine jüngere, reinere, eine, die sich fügte.Er wusste, wen er brauchte.Zum Glück hatte er noch eine Spieldose.Eine herzförmige Schachtel, bezogen mit blauem Samt und mit einem Sänger auf dem Deckel in weißem Cutaway, Weste und Seidenschal.Der Sänger rotierte in einer langsamen Pirouette, während die Musik spielte.Es war die zweite der beiden Spieldosen aus dem Besitz seiner Mutter.Jetzt nahm er sie vorsichtig auseinander.Auf der Trommel saß die dünne Kupferplatte mit den Stiften.Sie bewegten die Tonzungen an dem Kamm und erzeugten so die Musik.Noch einmal musste er diese Platte durch eine ersetzen, in die er selbst die Stifte geschlagen hatte.Das war eine aufwendige Arbeit.Als er fertig war, räumte er sein Werkzeug weg, die Pinzette, den kleinen Bolzen, das Vergrößerungsglas und den Gummihammer.Alles verschwand in der Küchenschublade.Dann setzte er sich vor die Spieldose an den Küchentisch.Er streckte sich zufrieden aus und zündete sich eine Zigarette an.*Eine Stunde nach seiner Rückkehr ins Präsidium saß Singsaker in seinem Büro und hörte Jensens entschlossenes Klopfen an der Tür.Er wusste, dass er es nicht ignorieren konnte.»Komm rein!«Jensen sah müde aus.»Habt ihr ihn gekriegt?«, fragte Singsaker, als sein Kollege vor ihm am Schreibtisch saß.»Ich werde immer unsicherer, ob das wirklich unser Mann ist.Seine Geschichte ist ungewöhnlich, aber so langsam glaube ich, dass sie stimmen kann.«»Und wie lautet seine Geschichte?«»Dass er schwul ist.«»Wie bitte?«»Jonny Olin ist homosexuell.Er hat uns erzählt, dass er das lange geheim gehalten hat und es immer wieder mit Beziehungen zu Frauen versucht hat.Aber das hat ihn nur frustriert.So erklärt er auch seine gewalttätigen Aussetzer.«»Die gibt er also zu?«»Teilweise, wenn er sie auch bagatellisiert.Was Silje Rolfsen angeht, hat er gesagt, dass er mehrere Anläufe gemacht hat, die Beziehung zu beenden, dass sie das aber nicht akzeptieren wollte.Er sagt, sie hätte ihn noch lange, nachdem er Schluss gemacht hatte, aufgesucht und bedrängt, und das hat schließlich zu dem Kurzschluss bei ihm geführt, sie mit dem Messer zu bedrohen.«»Glaubst du ihm?«»Ich weiß es nicht.Was wir ihm allerdings glauben müssen, ist, dass er, seit er in Trondheim lebt, zum ersten Mal einen männlichen Partner hat und dass die beiden die letzte Nacht in der Wohnung des Freundes in Tiller verbracht haben.Gran hat bereits herumtelefoniert, die Geschichte stimmt.«»Er ist also, mit anderen Worten, nicht unser Mann.«»Außer er war an zwei Orten gleichzeitig.«»Was allerdings noch aussteht, ist die Bestätigung der Nachbarn oder anderer Zeugen, dass Silje Rolfsen in den letzten Wochen nicht in oder in der Nähe seiner Wohnung gesehen wurde.«»Verstehe, aber konnte Olin uns mehr über Silje Rolfsen sagen, außer, dass er sie nicht umgebracht hat? Er hat trotz allem mit dem Opfer zusammengewohnt und sollte etwas darüber sagen können, was für eine Frau sie war.«»Ich habe ihn danach gefragt, aber er konnte mir nicht viel dazu sagen.Sie interessierte sich für Bücher und für Kleider und soll immer nett gewesen sein.Oberflächliches Zeug, das auf Tausende von Mädchen dieses Alters zutrifft.Ich hatte definitiv den Eindruck, dass er sich nie wirklich für sie interessiert hat.Was in gewisser Weise ja zu seiner Aussage passt.Doch, eine Sache war noch interessant.Er hat gesagt, dass sie gerne gesungen hat.Als Kind war sie wohl in einem Chor und er meinte, sie hätte ständig gesungen, im Bad, beim Kochen, ja sogar auf der Straße.Ich hatte das Gefühl, dass ihn ihre Singerei gestört hat.«»Vielleicht aber nicht genug, um ihr die Stimmbänder rauszuschneiden?«»Wohl kaum, nein.«»Trotzdem könnte das irgendwie von Bedeutung sein.Wo wohnt dieser Olin?«, fragte Singsaker.»Im Skyåsvegen, ganz oben auf dem Kuhaugen.«»Das heißt, dass man in etwa am Tatort vorbeikommt, wenn man aus der Stadt, sagen wir vom Bahnhof, in seine Richtung geht?«»Ganz abwegig ist das nicht, nein.Jonny Olin hat uns auch bestätigt, dass Silje Rolfsen ein paar Mal angerufen und mit ihm gesprochen hat, nachdem er zum Studium nach Trondheim gezogen war und um endlich seine Sexualität auszuleben.Dabei hatte sie auch erwähnt, dass sie gern einmal bei ihm vorbeikommen würde [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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