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.«In diesem Fall wusste Linkohr Bescheid.Der Volksmund bezeichnete das seltsame, drei Stockwerk hohe Metallgestell, dessen Sinn sich niemandem wirklich erschloss, seines Aussehens wegen als gigantischen Handtuchhalter.Linkohr hatte schon oft, wenn er an dem Verkehrsknoten Sternplatz an einer roten Ampel stand, darüber gerätselt, ob es ein Kunstwerk oder eher ein Werbeträger sein sollte.Denn abgesehen von einer Art Bahnhofsuhr, deren Notwendigkeit er ebenfalls nicht nachzuvollziehen vermochte, prangten gelegentlich Werbebanner zwischen den Metallteilen.Wenn sie also nun dieses absonderliche Ding aufs Titelblatt des Stadtprospekts gesetzt hatten, wie man dies anderswo mit den absoluten Highlights tat, dann mussten die verantwortlichen Tourismusstrategen den landschaftlichen Besonderheiten eine gewaltige Portion Ignoranz entgegengebracht haben, schoss es Linkohr durch den Kopf.Doch das war nicht sein Thema.»Aber vielleicht ist es Ihnen gar nicht so unrecht, wenn der See nicht mehr im Vordergrund steht«, hielt er seinem Gesprächspartner entgegen.»Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust, Herr Linkohr.Einerseits kann der See eine reizvolle Ecke für Touristen sein, sozusagen Natur pur mit Blick auf die Eisenbahnsteige auf der anderen Talseite und dem gewaltigen Felsen, dem Geiselstein, praktisch neben ihnen.« Er überlegte, wie er es formulieren sollte.»Andererseits muss ich als Naturschutzbeauftragter sagen, dass dieser See möglichst unberührt bleiben sollte.Wenn ich’s genau nehme, müsste ich gegen jedwede Art der Verrummelung sein.«»Der See ist bestimmt ein Paradies für alle möglichen Tierarten – sicher auch von geschützten«, lenkte Linkohr das Gespräch in die gewünschte Richtung.»Das kann man wohl so sagen«, zeigte sich Braun interessiert und schielte auf seine Armbanduhr.»Ein Biotop allererster Klasse«, betonte er.»Klares Wasser aus der Rohrachquelle, naturnahes Ufer und eine intakte Pflanzenwelt.«»Und neuerdings sogar Biber«, stellte Linkohr eifrig fest.»Auch das.« Brauns Gesichtszüge nahmen ein gequältes Lächeln an.»Und das nicht ohne Probleme.Vielleicht haben Sie’s in der Zeitung verfolgt.«Linkohr hatte keine Ahnung.Aber nachdem klar geworden war, dass der aufgefundene Speicherstick Berichte über Biber enthielt, hatten die Kollegen darüber diskutiert.Dies war auch der Grund gewesen, weshalb er Braun aufgesucht hatte.»Es scheint ein wahres Biberfieber ausgebrochen zu sein«, meinte Linkohr in Anlehnung an die Überschrift eines Zeitungsartikels, den die Kollegen im Büro aufgehängt hatten.»Biberfieber«, grinste Braun.»Wir müssen den Umgang damit erst wieder lernen.Die Zivilisation hat das Tier zurückgedrängt und hierzulande sogar ausgerottet – und jetzt, wo es wieder da ist, gibt’s hie und da Ärger mit Landwirten oder überängstlichen Anwohnern entlang der Ufer.Natürlich fällt der Biber Bäume, um Staudämme zu bauen.Die braucht er, um den Eingang zu seiner Nesthöhle am Ufer zu überfluten.Dass der erhöhte Wasserspiegel die Uferzone durchnässt, liegt in der Natur der Sache und sorgt für die Ansiedlung weiterer Lebewesen, die dort vor der Begradigung unserer Bäche immer waren.«Linkohr hörte interessiert zu.Einen Moment musste er an seinen Chef Häberle denken, der ihm bei jeder Gelegenheit nahelegte, sich mit der Natur abzugeben, die bis ins kleinste Detail hinein so wunderbar durchdacht und ausgeklügelt war – solange der Mensch in dieses System nicht eingriff.»Und weshalb sind die Anwohner dagegen?«, wollte er wissen.»Übertriebene Angst vor einer Überschwemmung.Bloß weil ein paar Biber einen Bach aufstauen, befürchten sie, dass bei plötzlichem Starkregen ihre Keller überflutet werden.Mein Gott, Herr Linkohr, wenn wir uns gegen jede Eventualität absichern wollen, müssen wir die Natur abschaffen.« Er lächelte.»Aber bevor wir das tun können, wird sie uns abschaffen.«»Es gibt aber schon einige Leute, die sich ganz aktuell bei uns mit Bibern auseinandersetzen?«»Klar gibt es die.Ich zum Beispiel.Oder hätten Sie gewusst, dass jedes Forstamt inzwischen einen Biberbeauftragten hat, um die Ausbreitung zu beobachten und zu forcieren? Vor allem aber, um darauf zu achten, dass ihr Schutz eingehalten wird? Es dürfen nämlich keine Dämme zerstört werden.Das kann Tausende von Euro Bußgeld nach sich ziehen.«»Man hat eine ganze Biberverwaltung aufgebaut«, spöttelte Linkohr, wohl wissend, dass Naturschützer derlei Ironie oftmals gar nicht verstanden.»Wir sind in Deutschland, vergessen Sie das nicht.Es gibt sogar einen Landesbiberbeauftragten – aber fragen Sie mich nicht, ob es auch einen Bundesbiberbeauftragten gibt.«Linkohr wollte nichts dazu sagen, mutmaßte aber, dass gewiss bei der EU in Brüssel die Stelle eines Biberbeauftragten geschaffen worden war.Möglicherweise musste dieser die Norm für einen europäischen Biber ausarbeiten: Größe, Gewicht, Beschaffenheit des Fells.Bei Tomaten, Gurken und Traktorensitzen gab es ja etwas Ähnliches, hatte er mal irgendwo gelesen.Er wollte noch etwas anderes wissen und hakte deshalb nach: »Aber es interessieren sich natürlich auch Privatmenschen für den Biber?«»Ja, natürlich, die letzten Zeitungsartikel haben dafür sensibilisiert«, gab sich Braun begeistert.»Ich werde ganz oft darauf angesprochen, gerade da draußen am See.Alle wollen den Biber sehen.Aber vielleicht haben Sie es gelesen, wir haben das einzige Exemplar, das bisher nachgewiesen werden konnte – übrigens stolze 17 Kilogramm schwer, wir haben ihn gewogen – weiter talabwärts gebracht.Das widerspricht zwar den Bedingungen des Wiederansiedlungsprogramms, weil man die natürliche Ausbreitung haben wollte, aber der Kerl hätte vermutlich das vier Kilometer lange Stadtgebiet mit den Verdolungen und Einlaufrechen kaum unbeschadet durchqueren können [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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