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.«In ihrer Wohnung begrüßte sie das leise Surren des Kühlschranks, der sich anstrengte, seinen Inhalt eiskalt zu halten.Sie öffnete die Tür und stellte den Regler niedriger, der zu ihrer Verwunderung auf höchster Stufe stand.Hatte sie das heute Morgen getan? Ein schriller Alarmton erklang, als sie die Wohnungstür abschloss.Automatisch überprüfte sie den Rauchmelder, aber der war aus.Als sie die Schlafzimmertür öffnete, wurde der Ton lauter.Sie brachte den Wecker zum Schweigen und sah verdattert, dass er auf zwanzig nach sieben eingestellt war, dabei war sie doch morgens um sieben schon aus dem Haus gewesen.Die Haut zwischen ihren Schulterblättern kribbelte.Sie war sich ganz sicher, dass sie die Weckzeit nicht verstellt hatte.Es musste eine logische, harmlose Erklärung dafür geben, aber ihr fiel keine ein.Mit zitternden Händen stellte sie den Wecker zurück auf den Nachttisch.Wenn sie weder die Kühlschranktemperatur noch den Wecker verstellt hatte, musste jemand anders das getan haben, und dieser Jemand konnte noch immer in der Wohnung sein.Sie stieß mit voller Wucht gegen die Badezimmertür, sodass sie aufflog, mit der Klinke gegen die Wand prallte und zurückschwang.Die Dusche war voll aufgedreht, aber es lauerte niemand hinter dem Vorhang.Das Gästezimmer war leer, der eingebaute Kleiderschrank so voll gestopft mit Sachen, dass sich niemand darin versteckt haben konnte.Damit blieb nur noch das Wohnzimmer.Nightingale zog ein großes Messer aus dem hölzernen Block in der Küche und vergewisserte sich, dass kein anderes fehlte.Sie zwang sich, gleichmäßig und leise zu atmen, während sie auf die halb offene Tür zuschlich.Sie bückte sich und spähte durch den Spalt zwischen den Scharnieren.Als sie sah, dass sich niemand hinter der Tür versteckte, betrat sie das Zimmer, spürte, dass der Messergriff vom Schweiß ihrer Handfläche glitschig geworden war.Das Sofa stand da, wo es immer stand, direkt an der Wand.Blieben noch die Vorhänge an den beiden großen Fenstern.Eins ging nach Süden, das andere nach Westen.Die Vorhänge waren zugezogen.Hatte sie das am Morgen gemacht, damit das Zimmer kühl blieb? Sie glaubte es nicht, und ihre Hände fingen an zu zittern.Es gelang ihr kaum, die Atmung zu kontrollieren, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Herz pochte so rasend, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte.Nightingale nahm das Messer in die andere Hand und trocknete sich die Handfläche am T-Shirt ab, bevor sie den Griff noch fester umklammerte.Im Selbstverteidigungskurs hatte sie gelernt, sich entschlossen zu bewegen und nur dann eine Waffe zu tragen, wenn sie überzeugt war, sie auch richtig benutzen zu können.Sie holte tief und lautlos Luft und runzelte die Stirn.Welches Fenster? Wenn sie sich für das falsche entschied, würde sie dem Eindringling den Rücken zukehren.Sie wollte sich eben für das Südfenster entscheiden, als der rechte Vorhang am Westfenster sich bewegte.Kaum merklich.Als sie blinzelte, hing der Stoff wieder reglos, doch ihre Entscheidung war gefallen.Sie rannte zu den Vorhängen und riss sie auf, die Messerhand erhoben.Ein furchtbares Fauchen ertönte, und eine dicke schwarze Katze fuhr zu ihr herum, machte einen Buckel und zischte wütend, genauso angriffsbereit, wie Nightingale es gewesen war.Die sprang vor Schreck zurück und überprüfte rasch, dass sich niemand hinter dem anderen Vorhang versteckte.Die Katze beobachtete sie mit nacktem Hass, während ihre Krallen büschelweise Wolle aus dem cremefarbenen Teppichboden rissen.Zunächst wusste Nightingale nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, dann merkte sie, dass sie beides tat.Wer auch immer ihr diesen Streich gespielt hatte, denn etwas anderes konnte es ja nicht sein, konnte unmöglich gewusst haben, dass sie als Kind panische Angst vor Katzen gehabt hatte, besonders vor schwarzen.Ihre Mutter hatte eine ganz ähnliche Katze wie diese da gehabt, ein bösartiges Vieh, das sie aus irgendeinem Grund nicht ausstehen konnte.Einmal hatte es ihr auf der Treppe aufgelauert und gewartet, bis sie darunter vorbeiging, um ihr dann mit eifersüchtigen Krallen die Kopfhaut aufzukratzen.Das Tier musste weg.Solange es in der Wohnung war, würde sie keinen klaren Gedanken fassen können.Doch die Katze blickte selbstsicher zu ihr hoch, als würde sie sich schon ganz wie zu Hause fühlen.Ohne sie aus den Augen zu lassen, wich Nightingale zurück in die Diele, wo sie ihre Tasche abgestellt hatte.Sie öffnete den Verschluss und nahm das eingepackte Sandwich heraus, rümpfte die Nase, als sie den noch warmen Räucherlachs roch.Das Klicken von Krallen auf Holz ertönte, die Katze kam in die Diele stolziert, Nase und Schwanz zuckten im Takt.Nightingale warf ein Stück Lachs auf den Boden, und die Katze machte ein paar Schritte darauf zu.Mit großem Misstrauen beäugte sie Nightingale, die jetzt bis zur Wohnungstür zurückwich, um dem Tier mehr Platz zu geben.Die Katze ging in Angriffsstellung.Nightingale wartete in der Hoffnung, dass die Gier das Misstrauen besiegen würde.Minuten vergingen, dann erbebte das Hinterteil und der Schwanz schnellte hin und her, genau wie damals bei dem Viech ihrer Mutter, wenn es Jagd auf junge Vögel machte.Wieder ein Beben, und die Katze stürzte sich auf den Leckerbissen.Das Stück Lachs verschwand, und die Katze leckte die Stelle auf dem Fußboden ab, wo der Fisch gelegen hatte, bevor sie in Erwartung eines Nachschlags hochblickte.Nightingale öffnete die Wohnungstür und legte ein weiteres Stück Lachs draußen hin, dann ein drittes auf die oberste Treppenstufe, bevor sie das letzte nach unten auf den Treppenabsatz warf.Die Katze lief zu dem zweiten Stück, schnappte es sich und wich aus, als Nightingale nach ihrem Hinterteil trat, es aber verfehlte.Die Katze lief trotzdem den Flur entlang, und Nigtingale schlug die Tür zu.Durch den Spion beobachtete sie, wie die Katze sich umdrehte und auf die Tür blickte, bevor sie das dritte Stück verschlang und weiter zum letzten die Stufen hinablief.Mit zitternden Händen schloss Nightingale die Tür erneut ab und klemmte einen Stuhl unter die Klinke.Sie wischte den Fußboden sauber, saugte den Teppichboden und putzte überall, wo die Katze gewesen sein könnte.Dann ließ sie sich ein Bad einlaufen.Der Einbruch in ihre Wohnung, der Anblick von Fenwick mit Claire und die Nachricht, dass seine Frau gestorben war, das alles hatte ihre Gefühle bis zum Zerreißen gespannt.Ihr kam der Gedanke, dass sie endlich an einem Punkt angelangt war, wo sie eine klare Entscheidung treffen musste.Sie konnte sich dem Zustand des Selbstmitleids und der Angst überlassen, der sie seit der Gerichtsverhandlung zu befallen drohte, oder sich am Riemen reißen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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