[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.»Ich habe dich niemals angelogen.«»›Wo gehst du denn hin?‹« Gina imitierte erst sich selbst und dann Mollys Antwort: »›Bloß ein bisschen frische Luft schnappen.‹ Da hast du doch ein bisschen was weggelassen, oder etwa nicht? Zum Beispiel: ›Und ein paar Mädchen aus der Umgebung zur Flucht vor ihren Eltern verhelfen, irgendwohin, wo man ihnen nichts tut.‹«Der ganze Streit – im Flüsterton ausgetragen, damit niemand mithören konnte – wirkte noch befremdlicher durch die Tatsache, dass Gina mit Schüttelfrost im Bett lag.Sie war krank, und es sah mehr und mehr nach den ersten Anzeichen des Magen-Darm-Virus aus, der vor einigen Tagen diese Busladung Priester lahmgelegt hatte.Jones war verschont geblieben.Vermutlich, weil er nichts auch nur annähernd Heiliges an sich hatte.Molly schimpfte mit Gina und legte ihr zwischendurch immer wieder ein kaltes Tuch auf die Stirn.»Jetzt werd nicht melodramatisch«, sagte sie gerade.»Ich bin nur die Vermittlerin.«»Zurzeit«, korrigierte Gina.»Weil du ein potenzielles Angriffsziel bist.« Sie blickte zu Jones hinüber.»Man würde sie wahrscheinlich überfallen und verschleppen, wenn sie das Lager verlassen würde.Hat sie das erzählt?«Überfallen? »Mein Gott, Molly!« Jones’ Stimme klang niedergeschlagen.Jetzt endlich wandten sie sich beide ihm zu.»Pssst!«Es hätte eine lustige Episode sein können, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre.Bei dem Gedanken, dass Molly sich in Gefahr begeben könnte, drehte sich ihm der Magen um.»Jetzt bin ich dran«, sagte er und bemühte sich nach Kräften, möglichst leise zu sprechen.»Okay«, gab Molly zu, »bei einer Gelegenheit war es wohl wirklich gefährlich, aber seit einem Jahr hat Paul Jimmo die Mädchen auf seine Farm geschmuggelt und sie dann …«»Ich«, sagte er, »bin jetzt dran.«Oder auch nicht, solange er noch versuchte, all die Informationen zu sortieren, die ihm in den letzten Minuten um die Ohren geflogen waren.Angefangen bei der Tatsache, dass Gina »rausgekriegt« hatte – so hatte Molly es formuliert –, dass er in Wirklichkeit Dave Jones war.Was das Ganze auch nicht einfacher machte, weil er ja »in Wirklichkeit« gar nicht Dave Jones war.Sein richtiger Name lautete Grady Morant.Jones war nur einer von vielen Decknamen.Aber das zumindest wusste Gina nicht.Ein paar Dinge lagen sehr viel eindeutiger auf der Hand.Paul Jimmo, ein freundlicher, junger Kenianer, der regelmäßig hier ins Lager kam, war bei einer Stammesfehde um Wasserrechte schwer verletzt worden.Er war mit dem Hubschrauber in die Klinik nach Nairobi gebracht worden.Man wusste noch nicht, ob er überleben würde.Im Augenblick versteckte sich hier im Lager – in Jones’ Zelt, um genau zu sein – ein fünfzehnjähriges Mädchen namens Lucy.Anscheinend hatte Molly gestern mit Paul Jimmo verabredet, dass er sie ins nördlich gelegene Marsabit bringen sollte.Wozu Jimmo jetzt natürlich nicht mehr in der Lage war.»Wovor läuft das Mädchen denn weg?«, wollte Jones wissen.»Eine Zwangsheirat?«Molly und Gina wechselten einen Blick, und sein Herz wurde schwer.Was immer sie ihm sagen würden, es konnte nichts Gutes sein.»Weißt du, was die Abkürzung FGM bedeutet?«, sagte Molly.Er schüttelte den Kopf.»Nein.« Aber das würde sich bald ändern.»Female Genital Mutilation«, sagte Gina.»Weibliche Genitalverstümmelung.Oder, etwas weniger blumig ausgedrückt: Klitorisbeschneidung.«Oh Scheiße.»Okay, ja«, sagte Jones.»Was das ist, weiß ich.« Ein Initiationsritual für junge Frauen, und es war genau so schrecklich, wie es sich anhörte.Der medizinische Fachausdruck lautete Klitoridektomie.Doch in aller Regel wurde der Eingriff weder von medizinischem Fachpersonal noch mit geeigneten Werkzeugen durchgeführt, sondern mit Messern oder Glasscherben, die alles andere als steril waren.Die bloße Vorstellung ließ ihn schaudern.»Ich habe auch mal gedacht, ich wüsste, was das ist«, sagte Gina.»Bis ich hierher gekommen bin.«»Es ist ein Reinigungsritual«, erläuterte Molly.»In bestimmten Kulturen gelten die weiblichen Geschlechtsorgane als unrein, und sie glauben, dass der Kontakt mit einer unbeschnittenen Frau für Männer gefährlich werden kann.«Jones lachte ungläubig.»So etwa: ›Pass auf, gleich berühre ich dich mit meinen unreinen Körperteilen!‹ Und dann rennen die Männer schreiend weg?«Er entstammte einer sehr andersartigen Kultur.»Die Beschneidung bildet nur einen Teil des gesamten Prozesses«, klärte Molly ihn auf.»Bei manchen Stämmen wird dann auch noch eine Infibulation durchgeführt.«»Dabei wird das, was noch übrig ist, zusammengenäht, damit das Mädchen, wenn die Wunde verheilt ist, praktisch mit einer Narbe verschlossen ist, bis auf ein winzig kleines Loch, vielleicht so groß wie ein Nadelstich«, sagte Gina.»Es ist im Grunde so etwas wie ein körpereigener Keuschheitsgürtel – ein großartiges Verfahren, um all die Mädchen und Frauen bei der Stange zu halten, hmm? Wenn das Abhandenkommen ihrer Klitoris sie schon nicht daran hindern kann, aus der Reihe zu tanzen, dann garantiert die Tatsache, dass keine Penetration möglich ist [ Pobierz całość w formacie PDF ]
|
Odnośniki
|