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.Aber der Handel konnte nicht einfach auf Alejandros Entlassung aus dem Kerker beschränkt werden; Avram würde auf seine sichere Ausreiseaus Spanien mit einer vertrauenswürdigen christlichen Eskorte drängen, die ihn auf der langen Reise beschützte.Der Bischof rief den Akoluthen, damit dieserden Tisch abräumte, und verlangte weitere Kerzen.Nachdem diese in die Kandelaber gesteckt und angezündet worden waren, schickte er den jungenAkoluthen fort, und die beiden alten Männer saßen 105beieinander, bereit, ihr unangenehmes Geschäftabzuschließen.Avram begann aus dem Gedächtnis die Rede zuhalten, die er für den Fall vorbereitet hatte, daß ihre Notwendigkeit Gottes Wille war.»Ich weißschon seit langem zu schätzen, daß Euer Gnadenmeine Familie beschützt hat.Natürlich bin ich beschämt über die schreckliche Schmach, die meinSohn Euch angetan hat, indem er die Ruhe Eureschristlichen Toten mißachtete.Mir ist bewußt, daß ich Euch Eure Großzügigkeit, uns den jahrelangen Dienst an Euch zu gestatten, unmöglich zurückzah-len kann, aber ich möchte Euch gern eine kleine Demonstration meiner Wertschätzung und Dankbarkeit geben.«Der alte Jude entrollte nun das Pergament vorden Augen des Bischofs, damit dieser die Konten sehen konnte.Johann studierte die Eintragungen aufmerksam und prüfte sorgfältig die langen Ko-lonnen, in denen das Jahr jeder Anleihe und der geschuldete Betrag verzeichnet waren.Einige waren schon vor langer Zeit zurückgezahlt worden, doch eine ernüchternd hohe Summe war noch un-bezahlt.Man würde mehrere Jahre lang einen gu-ten Zehnten einnehmen und keine neuen Schuldenmachen müssen, um nur die eigentliche Anleihezurückzuzahlen, von den geschuldeten Zinsen ganz zu schweigen.Der Bischof verfluchte sich im stil-106len, weil er zugelassen hatte, daß die Schulden der Kirche bei diesem gerissenen Mann solche Ausma-ße annahmen.Avram rollte das Pergament wieder zusammenund hielt es über die Kerze, gerade außer Reichweite der Flamme.So machte der dem zuschauendenBischof die Bedeutung dessen klar, was er zuvor gesagt hatte.»Vielleicht ist es an der Zeit, daß ich mir diese Schulden noch einmal anschaue«, sagte er.»Ich bin sicher, daß wir zu einer annehmbaren Übereinkunft gelangen könnten.«Der Bischof begriff.»Mein Freund, Ihr seid zuliebenswürdig; ich kann Euer großzügiges Angebot unmöglich ohne Gegengabe annehmen.Vielleichtkann ich Eurer Familie von Nutzen sein, wenn sie dessen bedarf.«Avram Canches machte seinen Vorschlag.SeineStimme war nun stärker und beharrlicher.»MeinSohn muß aus der Gefangenschaft entlassen wer-den und sicheres Geleit nach Avignon erhalten.Er braucht eine Eskorte, und da ich auf Euer Volkkeinen Einfluß habe, hängt es von Euch ab, füreine passende Begleitung zu sorgen.Es muß je-mand sein, den Ihr als vollkommen vertrauens-würdig kennt.Ich werde ihn natürlich für seine Dienste ansehnlich entlohnen.«Der Bischof konnte sein Glück kaum glaubenund mußte sich anstrengen, seine Erregung zu ver-107bergen.Das Verlangen des Juden war unbedeutend und leicht zu erfüllen.»Und wenn dafür gesorgt ist, werden keine weiteren Forderungen erhoben?«Avram richtete sich zu voller Höhe auf undnahm alle Würde und Kraft zusammen, die er inseiner müden Seele fand.Er schaute dem Bischof gerade in die Augen und erklärte kühn: »EuerGnaden, dieser Dienst besitzt für mich mehr Wert als alles andere, was in Eurer Macht steht.Mein Sohn ist auf seinem Weg einfach über einen Stein gestrauchelt.Der Erlaß Eurer riesigen Schulden ist ein geringer Preis für sein Leben.«Mit einem fast höhnischen Lächeln sprach Bi-schof Johann von Aragon zu Avram Canches:»Dann sind wir uns über den Handel einig, Jude; verbrennt die Rolle.«Beide schwiegen, als Avram das Pergament andie Flamme hielt und der Raum sich mit dem übel-keiterregenden Geruch brennenden Fleisches füllte, sehr passend zu dem unwürdigen Geschäft, das in ihm abgeschlossen worden war.Als die Rolle völlig verzehrt war, wandte Bischof Johann sich an Avram und sagte: »Ich werde mich in Eurer Sache an einen Soldaten namens Hernandez wenden.Er hatmir bei vielen Gelegenheiten gute Dienste erwiesen; er ist ein toleranter und geduldiger Mann, und er wird froh sein, wenn Ihr ihn anstellt.Aber ich warne Euch, wenn er erfährt, daß er einen abtrün-108nigen Juden begleiten soll, dann wird sein Preis selbst für Euren Reichtum hoch sein.«Avram wußte, daß er seine Seele für AlejandrosFreiheit geben würde, er bezweifelte, daß selbst der habgierigste Soldat soviel verlangen konnte, wie er für das sichere Geleit seines Sohnes zu zahlen vermochte.»Dann, Euer Gnaden, bitte ich Euch, eingedenk unserer langen Bekanntschaft einen guten Preis für mich auszuhandeln.«»Ich werde mein Bestes tun,« sagte der Bischof.»Morgen in aller Frühe wird ein Bote zu Euchkommen.Er wird Euch die Einzelheiten der Ver-einbarung mitteilen.«Als Geste des Dankes verneigte Avram sichleicht.Er entbot dem Bischof seinen Gruß und fand es traurig, daß sie einander nie wieder begegnen würden, denn die Abgefeimtheit ihrer Übereinkunft verbot jede weitere Verbindung.Vor diesem Taghatte ihm ihre Korrespondenz sehr am Herzen ge-legen, denn sie war ein kundiges Spiel zwischen gleichwertigen Gegnern gewesen, und er würde sie sehr entbehren.Der Bischof ging mit Avram zur Tür des großenRaumes, als wolle er ihn verabschieden.Zu Avrams Überraschung und Widerwillen aber beleidigte er den ehrwürdigen Juden aufs höchste: Er streckte seine beringte Hand aus und wartete, daß Avramsich zum unterwürfigen Kuß darüber beugte.109Trotzig sah Avram den Bischof an.Er starrte auf die dargebotene Hand und wünschte sich, seinenEkel zeigen zu können, indem er darauf spuckte.Doch obwohl es sich wie ein Geschenk Gottes an-fühlen würde, seine Verachtung zeigen zu können, wußte er, daß er Alejandro damit keinen Diensterweisen würde; er schluckte seinen Abscheu hinunter, verneigte sich und vollzog die verlangte Geste der Unterwerfung.Dann richtete er sich wieder auf, starrte den Bischof einen Moment an undging.Der Bischof rief mit dem Klingelzug den Ako-luthen.Der junge Mann betrat geräuschlos wieimmer den Raum und näherte sich seinem Vorge-setzten ehrfürchtig.»Bruder, schickt den Koch aus, damit er sichnach diesem Schurken Hernandez umsieht.Zwei-felsfrei weiß er, welche Taverne der Schuft be-sucht.«»Was soll der Koch ihm sagen, Eminenz?« frag-te der junge Priester.Bischof Johann kratzte sich einen Moment amKinn und versuchte, sich eine plausible Geschichte auszudenken.»Hmm«, sagte er, »bei Hernandezmuß man geschickt vorgehen und natürlich denrichtigen Anreiz bieten.« Er überlegte noch einen Moment und sagte dann: »Man soll ihm sagen,daß seine Dienste für eine wichtige Reise im Auf-110trag der Kirche benötigt werden.Sagt dem Koch, er soll andeuten, daß der Lohn ungewöhnlich hoch sein wird.Und daß ich ihn binnen einer Stundeerwarte.« Mit einer Handbewegung entließ er den jungen Priester, und dieser zog sich unter Verbeu-gungen rückwärts zurück.»Schickt sofort meinen Schreiber herein«, sagte der Bischof.Während der Bischof auf den Schreiber wartete,trat er auf seinen Balkon, schaute ein paar Augenblicke in den Nachthimmel hinauf und staunte wie immer über die Erhabenheit und das Geheimnisdes Himmels [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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