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.Der Vater balancierte ein als Tiger verkleidetes Kleinkind auf der Hüfte, während das Mädchen mit großen braunen Augen an den Lippen ihrer Mutter hing.Die vier waren das Ebenbild einer perfekten Familie.Zu Hause kannte Lily auch einige solcher Familien.Die Mütter plauderten immer höflich mit ihrer Mom, warfen Lily aber mitleidige Blicke zu, sobald sie sich unbeobachtet glaubten.Und während der letzten Jahre, da das Gedächtnis Mom mehr und mehr im Stich ließ, waren diese Blicke immer schlimmer geworden.Lily schaute zu, wie die Ehemalige, begleitet von ausladenden Gesten, die Kabine vorführte, in der sie ihre Doktorarbeit geschrieben hatte.Diese Frau hatte sicher noch niemals mitleidige Blicke ertragen müssen, vermutete sie und fragte sich, ob Tye wohl Mitleid mit ihr hätte, wenn er von ihrer Mutter erfuhr.Konzentrier dich, Lily!Sie entdeckte ein Schild mit der Aufschrift Besucher.Ein kurzes Gespräch (einschließlich freizügiger Verwendung der Wörter »zukünftige Studentin«) später war sie im Besitz eines Besucherausweises.Damit passierte sie ohne Probleme die Sicherheitsschleuse und ging am Lesesaal mit seiner gewölbten Decke und den gotischen Fenstern vorbei zu den Aufzügen, von denen einige die Aufschrift Magazin trugen.Dort befand sich ein praktischer Wegweiser, der angab, auf welcher Etage sich welche Bücher befanden.Demnach waren die 900er-Nummern auf Level C zu finden, im dritten Untergeschoss.Kinderspiel, dachte Lily.Während sie mit dem Aufzug nach unten fuhr, überlegte sie, wie riesig die Bibliothek sein musste, wenn sie drei Untergeschosse besaß.Geheime Katakomben kamen ihr in den Sinn, tief verborgen unter der Erde.Level C.Die Türen glitten auf.Lily trat aus der Kabine und stellte umgehend fest, dass ihre Vorstellung gar nicht so weit entfernt war von der Realität.Vor ihr erstreckten sich endlose Reihen von Bücherregalen.Katakomben, in der Tat.Hinter ihr gab der Aufzug ein leises Summen von sich, als er wieder nach oben glitt.Dann herrschte vollkommene Stille.Keine Stimmen.Keine Schritte.Kein Kratzen von Stiften auf Papier, kein Klicken von Laptop-Tastaturen, kein Rascheln von Seiten, die umgeblättert wurden.Irgendwie gruselig, dachte Lily.Als sie losging, hallte jeder ihrer Schritte laut auf dem Fußboden wider.Es war so still hier unten, dass sie der Drang überkam, auf Zehenspitzen zu gehen.Sie wünschte, Tye wäre bei ihr.Die Vorstellung, das einzige lebende Wesen auf der ganzen Etage zu sein, behagte ihr nicht im Geringsten.Jeder Gang hatte seinen eigenen Lichtschalter, und nur der mittlere war beleuchtet.(Entweder um Energie zu sparen, oder um den Gruselfaktor zu erhöhen.) Tiefe Schatten hüllten die Bücher ein.Lily eilte den Mittelgang hinunter und las im Vorbeigehen die Signaturen: 870er, 880er, 890er, 900er, 910er, 930er.Sie hielt inne und ging noch einmal zurück.Auf 919.98 Zoo folgte 930.00 Abr.Schlimmer noch, die Regale mit den 915er- und 930er-Signaturen standen direkt nebeneinander, sodass es keinen Gang gab, in dem man nach den 920er-Nummern suchen konnte.Wie sollte man … Da entdeckte sie am Abschlussregal der Reihe eine Handkurbel.Ach ja.Richtig.Sie trat einen Schritt zurück und stellte fest, dass jedes zweite Regal unmittelbar an seinen Nachbarn anschloss und eine Kurbel besaß, mit deren Hilfe sich die beiden Teile trennen ließen.So konnte man die doppelte Anzahl Regale pro Etage unterbringen.»Sehr clever, Lily«, murmelte sie selbstironisch vor sich hin.»So wirst du die Old Boys ganz sicher beeindrucken.« Na ja, wenigstens war Tye nicht hier und bekam mit, wie sie sich von ein paar verschiebbaren Bücherregalen aus der Fassung bringen ließ.Sie drehte an der Kurbel, und die Regale ratterten mit einem lauten Ächzen seitwärts.Vor Lilys geistigem Auge erschien ein Horrorfilm, in dem der Bösewicht seine Opfer zwischen beweglichen Bücherregalen zerquetschte.Angriff des Killerbibliothekars.Definitiv ein übles B-Movie.Ein lautes Kreischen ertönte, als die Bücherregale in ihrer endgültigen Position einrasteten.Wieder senkte sich absolute Stille über den Raum.Lily erschauerte.Niemals hätte sie gedacht, dass ihr eine Bibliothek solch entsetzliche Angst einjagen würde.Andererseits war sie aber auch noch nie in einer spärlich beleuchteten, übernatürlich stillen Bibliothek gewesen, die drei Stockwerke entfernt von Sonnenlicht und frischer Luft in der Erde begraben lag.Hastig schritt sie die neue Reihe entlang und überflog die Signaturen.Wie die Beschriftung gesagt hatte, sprangen sie von 919 zu 930.»Wo …?«, fragte Lily laut in die Stille hinein und brach abrupt ab.Kreisch! Das Regal bewegte sich auf sie zu.»Hallo? Ich bin hier drin!«, rief sie.»Bitte drehen Sie nicht an der Kurbel!« Das Regal kam ratternd näher.Wie ein Pfeil schoss Lily die Reihe hinunter und stürzte in den Mittelgang.»Hej, ich sagte …«Da war niemand.Wie von Geisterhand drehte sich die Kurbel so lange weiter, bis die Bücherregale krachend zusammenstießen.Lily beugte sich nach vorn, um sie genauer zu untersuchen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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