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.«»Seinem Großvater?« Der Pfleger wirkte überrascht.Und warum auch nicht? Soweit er wusste, hatte sein Patient seit Jahren kein klares Gespräch mehr mit irgendjemandem geführt.Er konnte nicht ahnen, dass das so nicht stimmte.Gerade vor ein paar Monaten hatte ich eine angeregte Unterhaltung mit dem alten Herrn geführt.»Also, Susan, Pauls Großvater ist … Es geht ihm heute nicht besonders gut«, sagte der Pfleger bedächtig.»Wir sprechen nicht so gerne darüber, wenn er dabei ist, aber seine letzten Untersuchungsergebnisse … Es sieht alles nicht sehr gut aus.Um ehrlich zu sein, die Ärzte geben ihm nicht mehr allzu lange …«»Ich will ihm nur eine kurze Frage stellen«, sagte ich.»Eine ganz kurze.Ich brauche nur eine Minute.«»Aber …« Der Pfleger, ein junger, sonnengebräunter Typ mit wilden Rastazöpfen, der wahrscheinlich jede freie Minute auf dem Surfbrett verbrachte, kratzte sich nachdenklich am Kinn.»Ich meine, er kann nicht … Er spricht kaum noch … Du weißt schon, Alzheimer …«»Kann ich’s nicht wenigstens versuchen?« Es war mir egal, dass ich wie eine Irre rüberkam.Ich musste ihn unbedingt sprechen.Er war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der mir eine Antwort geben konnte.»Bitte, bitte! Es spricht doch nichts dagegen, oder?«»Nein«, lenkte der Pfleger schließlich ein.»Ich glaube nicht, dass es was schadet.«»Toll!« Ich schlängelte mich an ihm vorbei und lief die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.»Nur ein paar Minuten.Ich wäre gern allein mit ihm – wenn was ist, rufe ich, okay?«Der Pfleger schloss verwirrt die Tür.»Ja, klar … Aber sag mal, müsstest du nicht eigentlich in der Schule sein?«»Wir haben gerade Mittagspause«, flötete ich und lief weiter die Treppe hinauf.Oben angekommen ging ich den Flur bis zu Dr.Slaskis Zimmer entlang.Ich hatte noch nicht einmal gelogen.Es war wirklich Mittagszeit.Eigentlich durften wir während der Mittagspause das Schulgelände nicht verlassen, aber das war doch eine eher nebensächliche Information.Die Sorge, dass ich für meine Abwesenheit einen Eintrag von Schwester Ernestine bekommen würde, lag mir auch nicht sehr schwer im Magen.Am schwierigsten war es gewesen, meinem Stiefbruder Brad zu erklären, warum ich so dringend die Schlüssel für seinen Landrover brauchte.Nur weil Brad ein paar Sekunden vor mir seinen Führerschein bekommen hatte (na gut, genau genommen ein paar Wochen), schien er sich einzubilden, dass der alte Landrover – das Auto für die »Kiddies« – ihm allein gehörte und dass nur er uns (mich und seinen kleinen Bruder David) damit zur Schule und zurück chauffieren durfte.Ich hatte auf meine Geheimwaffe zurückgreifen müssen, um ihm die Schlüssel abzuluchsen: Ich benutzte die Worte »weibliche Hygieneprodukte« und »Handschuhfach« in einem Satz.Keine Ahnung, was er anstellte, wenn ich nicht vor Ende der Mittagspause zurück wäre und er entdeckte, dass das Auto fort war.Wahrscheinlich würde er mich verpetzen.Denn Petzen schien ihm ein unerschöpflicher Quell der Freude zu sein.Und da es immer Brad war, der etwas gegen mich in der Hand hatte, hatte ich mich bisher noch nie bei ihm revanchieren können.Aber ich wollte meine kurze kostbare Zeit hier nicht mit dem Gedanken an Brad und seine Kommentare verschwenden, daher beeilte ich mich, in Dr.Slaskis Zimmer einzutreten.Im Fernsehen lief wie üblich eine Game Show.Der Pfleger hatte Dr.Slaski mit seinem Rollstuhl direkt vor dem großen Plasma-Flachbildschirm geparkt.Aber Dr.Slaski schien dem Moderator keine Beachtung zu schenken.Stattdessen starrte er wie gebannt auf einen Punkt in der Mitte des hochglanzpolierten Parketts.Mich konnte er damit nicht täuschen.»Dr.Slaski?« Ich nahm die Fernbedienung und drehte den Ton leiser, dann ging ich zu ihm.»Dr.Slaski, ich bin’s, Suze.Pauls Freundin.Ich muss kurz mit Ihnen sprechen.«Pauls Großvater reagierte nicht.Ein Speichelfaden, der aus dem Mundwinkel hängt, zählt ja wohl noch nicht als Reaktion.»Dr.Slaski«, sagte ich noch einmal und zog mir einen Stuhl heran.Um zu verhindern, dass der Pfleger etwas von unserem Gespräch mitbekam, sprach ich nur im Flüsterton.»Dr.Slaski, der Pfleger kann uns nicht hören und Paul ist auch nicht da.Wir sind allein.Ich muss mit Ihnen über etwas sprechen, was Paul mir erzählt hat.Über … ähm … Mittler.Es ist sehr wichtig.«Kaum hatte er vernommen, dass weder Paul noch der Pfleger in Hörweite waren, erwachte der alte Mann zum Leben.Er setzte sich aufrecht hin und sah mich mit seinen trüben Augen direkt an.Auch das Sabbern hörte augenblicklich auf.»Ach«, sagte er, als er mich freudlos anblickte.»Sie schon wieder.«Das war alles andere als fair, schließlich hatte er mich das letzte Mal aufgesucht.Und zwar, um mir eine mysteriöse Warnung über seinen eigenen Enkel zukommen zu lassen, den er mit niemand Geringerem als dem Teufel verglich.Aber das war jetzt egal.»Ja, ich bin’s, Dr.Slaski, Suze.Hören Sie, es geht um Paul.«»Was hat denn der kleine Pisser jetzt schon wieder angestellt?«Dr.Slaski und sein Enkel waren eindeutig nicht gerade ein Herz und eine Seele.»Nichts«, entgegnete ich, »noch nichts.Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.Es geht mir um das, was er angeblich kann.«»Was er kann?«, fragte Dr.Slaski.»Ich hoffe, Sie verschwenden nicht meine Zeit.In fünf Minuten beginnt Familienduell.«Oh Gott.Ob ich im Alter auch so endete wie er, an den Rollstuhl gefesselt und süchtig nach Game Shows? Dr.Slaski – oder »Mr Slater«, wie Paul immer wieder sagte – war schließlich ebenfalls ein Mittler.Einer, der um die ganze Welt gereist war, um alles über seine seltsame Gabe herauszufinden.Die Antworten hatte er offensichtlich in einem alten Grabmal in Ägypten gefunden.Aber niemand glaubte ihm.Niemand kaufte ihm den Bericht über eine uralte Menschengruppe ab, deren einzige Aufgabe darin bestanden hatte, die Geister der Toten zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten.Und schon gar nicht, dass er, Dr.Slaski, ein Nachkomme dieser Gruppe war.Seine Abhandlungen über das Thema, alle in Eigenregie von ihm veröffentlicht, wurden von der Wissenschaft und den Universitäten ignoriert und dienten nur als Staubfänger in den Plastikkoffern unter Pauls Bett.Noch schlimmer war die Tatsache, dass seine eigene Familie ihn wohl am liebsten mit unter dem Bett versteckt hätte.Pauls Vater hatte sogar seinen Nachnamen ändern lassen, nur um nicht mit dem alten Mann in Verbindung gebracht zu werden.Und was war der Lohn für all die Anstrengung, die Dr.Slaski auf sich genommen hatte? Eine tödliche Krankheit und Paul als einzige Gesellschaft.Dr.Slaski hatte behauptet, seine Krankheit wäre ein Resultat seines Aufenthalts in der »Schattenwelt«, dem Zwischenreich zwischen dieser Welt und der nächsten [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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