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.„Bereit?“„Ja“, sagte sie und ging voran.In der Ebene herrschte eine laue Brise vor, die ihr in der Nase kitzelte.Insekten und Vögel flogen über die Blumen und das Gras hinweg.Rechts und links vollzog die Wiese eine Steigung, die in tiefroten Berggipfeln mündete – das einzige, was unheimlich wirkte.Ansonsten gab es hier nur friedvolle Geräusche und Düfte, die sie an den Frühling auf Erden erinnerten.Die Halbgöttin und der Sator folgten einem zweispurigen Pfad mitten hindurch.„Wurde dieser Weg früher von Pferdewagen genutzt?“, fragte sie, schaute einmal nach hinten und drehte sich wieder vorwärts.„Ja.Man konnte aber auch mit einem Mustang durchfahren.“ Er grinste.„Und jetzt nicht mehr?“„Doch.Aber die Fahrt würde spätestens bei Baskhardan enden.“„Gab es denn früher, vor der Zeit der Ordnung, kein Tor?“Daman wedelte mit der Hand ein Insekt fort, während auf Jolinas Schulter ein außergewöhnlich schöner Vogel landete.Er besaß blaues Gefieder, das von silbernen Fäden durchzogen war, trug einen auffallend roten Kopfschmuck und zwitscherte brünstig vor sich her.„Das Tor gibt es schon immer.Auch die zwei Welten Enûmas.Doch früher wurde der Übergang nicht bewacht.Jeder durfte, wann immer er wollte, passieren.“„Ach.“„Ja doch.“ Der Sator zog die Augenbrauen hoch und nickte eifrig.Er machte sich mal wieder lustig über sie.„Bedarf es einem Wegezoll, um hindurchzugelangen?“„Jaaa“, sagte er gedehnt.Jolina hielt dem Vogel ihren Finger vor den Schnabel und beobachtete, wie er daran knabberte und sein Gefieder aufplusterte.„Inwiefern?“„Das ist für dich nicht von Belang, da ich für dich bürge.“Aus irgendeinem Grund bereitete ihr seine Wortwahl Sorgen.Doch als der Weg bergauf führte, schaute sie nach vorn, hinein ins Sonnenlicht.Der Ausgang der Ebene von Baskhardan stellte ein riesiges Loch in dem Bergmassiv dar.Je höher sie kamen, desto weiter konnte Jolina das vor ihnen liegende Wüstental betrachten.Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte.Aber der Ausblick auf Enûmas Tor zur Kehrseite erwies sich alles andere als angsteinflößend.Vor ihnen stand das Original des Ishtar-Tores, dessen Kopie einst vor über zweitausend Jahren vom König Nebukadnezar II.auf der Erde als Teil von Babylons Stadtmauern errichtet worden war.„Diese Aussicht versetzt mich immer wieder in Erstaunen“, sagte Daman.„Ich dachte …“ Sie unterbrach und ordnete ihre Erinnerung.„Ich wusste gar nicht, dass das Tor tatsächlich noch existiert!“ Jolina schüttelte den Kopf und betrachtete, was sie bis vor kurzem nur von der Erde gekannt hatte.Den Weg nach Baskhardan kennzeichnete eine gepflasterte Passage, die von unzähligen viereckigen Türmen begrenzt wurde und in Babylon als Prozessionsstraße gedient hatte.Dahinter erhob sich das Ishtar-Tor in seiner zehnmannshohen Pracht, doppelt so groß wie Nebukadnezars Kopie.Das Sonnenlicht reflektierte in den stahlblauen Ziegeln, als besäßen die Mauern ein Eigenleuchten.Und hinter dem Torbogen, der vermutlich den Durchgang zur Kehrseite darstellte, erstrahlte nichts als weißes Licht.Rechts und links darüber thronten die zwei riesigen Türme wie Schachbrettfiguren.Doch die eigentlichen Hüter des Tores erkannte Jolina in zwei kolossgleichen Statuen, die momentan zwar unbeweglich wirkten, es aber sicher nicht waren.Noch bevor sie den ersten Schritt vorwärts machen konnte, flog der kleine Vogel von ihrer Schulter und wieder zurück in die grüne Ebene hinein.Jolina schaute ihm hinterher und hätte ihn fast beneidet.Doch über diesen Punkt war sie nun hinweg – keine Reue, keine Zweifel.„Komm“, sagte der Sator und ging voran.Jolina folgte ihm bergab und entdeckte vor den beiden Noéri eine weitere Gestalt, wesentlich kleiner aber nicht minder respekteinflößend.„Ist das Goran?“Daman sah auf und lächelte.„Ja.“„Wieso ist er hier?“, fragte sie und musterte den Alimbû, der in Kampfmontur gekleidet vor dem Torbogen auf und ab lief.„Er begleitet uns.“„Was?!“ Die Halbgöttin blieb stehen und starrte Daman fassungslos an.„Warum?“Er drehte sich zu ihr um.„Weil er mir noch einen Gefallen schuldet und ich auf der Kehrseite einen zweiten Kämpfer gut gebrauchen kann, um für deinen Schutz zu sorgen.“„Aber … ich will nicht, dass er sich meinetwegen in Gefahr begibt.“„Ach, um ihn machst du dir Sorgen?“ Er zog die Augenbrauen hoch.„Falls es dich tröstet, er tut es hauptsächlich meinetwegen und weil er kein Problem damit hat, sein Leben zu riskieren.“Der Sator wandte sich von ihr ab und ging weiter.Und Jolina fragte sich, welche Folgen ihre Abenteuerlust noch mit sich brachte.Sie vertraute Damans Urteil, hatte aber nie damit gerechnet, dass ein persönliches Anliegen solche Kreise ziehen würde.Mit einem unguten Gefühl im Magen stieg sie den sandigen Pfad zur Prozessionsstraße hinab.Wie auf Erden so war auch diese Passage mit den schönsten Steinreliefs geschmückt.Nur gab es hier eine größere Auswahl an dargestellten Mythenwesen, Geschöpfe, die in Enûma lebten, von denen aber bislang kein Mensch erfahren hatte.Golden hoben sich die Bildnisse von den tiefblauen Ziegeln ab, stellten Löwen, Stiere, Mischwesen dar, die den Weg wie eine Armee säumten.Vorbei an den vielen mächtigen Türmen näherten sie sich dem eigentlichen Tor.Noch zeigten die Hüter keinerlei Reaktion, schienen sich auch an dem Stier nicht zu stören.Doch Jolina traute diesem Idyll nicht.Goran sah auf und entdeckte sie, hob eine behaarte Pranke zum Gruß und kam ihnen entgegen, wobei der einzelne Ring in seiner Schnauze bei jedem Schritt wippte.Er trug silberne Metallspitzen auf den Hörnern, einen beweglichen Schuppenpanzer um die Brust und einen Kettenschutz an den Oberschenkeln.Schwere Stiefel komplettierten das ritterliche Auftreten und erzeugten bei jedem Schritt ein respekteinflößendes Donnern.Je näher er kam, desto größer wurde er.Erst jetzt, im Stehen, erkannte Jolina, dass der Alimbû mindestens zwei Köpfe größer war als Daman.Sie hob den Blick, als er vor ihnen stehenblieb und sich kurz verneigte.„Jolina.Daman.“ Seine Stimme schallte noch genauso volltönig wie vor zwei Tagen – warm und tief.„Mein Freund“, grüßte der Sator und klopfte Goran auf die massigen Schultern.„Danke, dass du uns begleitest.“„Es ist mir eine Ehre.“ Er schlug sich mit der Faust auf die Brust und verbeugte sich erneut.„Nie hat es mir mehr Freude bereitet, für jemandes Schutz zu sorgen.“„Goran, ich weiß nicht, wie ich dir danken kann“, ergriff Jolina das Wort.„Aber eine Göttin braucht mir doch nicht zu danken!“, antwortete er lachend.„Es ist mir sowohl Bedürfnis als auch Vergnügen, Jolina.“Sie wusste, dass es für ihn eine Schande wäre, wenn sie diesen Schutz ablehnen würde.Also nahm sie es hin.Der Alimbû war ein erwachsener Mann und, wie nicht zu übersehen, groß und stark.Er konnte seine Entscheidungen selbst treffen.Die Halbgöttin antwortete, wie es von ihr erwartet wurde.„So wisse dich in meiner Achtung und meinem Wohlgefallen.“Er nickte feierlich und schaute dann wieder zu Daman.„Bereit?“Der König der Satoren warf Jolina einen kurzen Blick zu.Irgendetwas ging vor sich.Etwas, dass er ihr verheimlicht hatte.„Wofür?“, fragte sie in strengem Tonfall.„Den Wegzoll“, antwortete Daman und übergab dem Alimbû erst den Rucksack, dann Schwert und Messerscheiden.Er öffnete die Haken seiner Metallweste und stülpte sie ab, zog sich das schwarze Hemd über den Kopf und die Stiefel aus und stand schließlich nur noch in Lederhose bekleidet vor ihnen.Auf ihren skeptischen Blick hin sagte er: „Keine Sorge, kleine Göttin.Ist nicht das erste Mal für mich.“ Der Sator zwinkerte und ging langen Schrittes auf die Noéri zu [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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