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.»Ramadan ist für Moslems so etwas wie für euch Weihnachten«, sagt Karim, Idas tunesischer Ehemann.»Wir lieben Ramadan.Man isst tagsüber nichts und kommt dann abends mit der ganzen Familie zusammen.Das ist toll, da ist immer viel Stimmung.Da fastet man nicht nur, weil man muss, sondern auch, weil man es will.Aber natürlich gibt es Moslems, die es nicht ganz so streng nehmen.Mich zum Beispiel.«»Stört es euch gar nicht, dass ihr nicht die gleiche Religion habt?«, frage ich.»Macht das die Sache nicht kompliziert?«Ida zuckt mit den Schultern.»Wieso? Er betet ab und zu, aber auch nicht jeden Tag.Er isst kein Schweinefleisch.Und wenn er Ramadan feiert, geht er in die Moschee.Viel mehr bekomme ich davon gar nicht mit.«»Eigentlich sollte ich jeden Tag fünfmal beten«, sagt Karim.»Und ich sollte auch keinen Alkohol trinken.Aber daran halte ich mich nicht so genau.«»Aber was macht ihr denn, wenn ihr mal Kinder bekommt?«, frage ich.»Dann sind sie nach meinem Glauben automatisch Moslems«, antwortet Karim.»Aber das heißt ja nicht, dass sie in die Islamschule gehen oder wie in einer Sekte indoktriniert werden«, wendet Ida ein.»Ich sehe das doch bei Karims Eltern: Die haben ihren Kindern den Glauben zwar nahegebracht, die Details überlassen sie ihnen aber selbst.«»Und du hast kein Problem damit, dass deine Kinder eine andere Religion haben werden, als du?«, frage ich erneut nach.Ida schüttelt den Kopf.»Nö.Ich finde es gut, wenn man in einem Glauben Halt findet.Da beneide ich ihn manchmal richtig.«Meine Cousine scheint ihre Beziehung tatsächlich kein bisschen kompliziert zu finden.Dabei ist sie selbst christlich erzogen worden – ist es da nicht natürlich, dass man seinen Kindern das Christentum weitergeben will?»Für mich ist das nicht so wichtig«, sagt Anna.»Aber natürlich möchte ich mit dem leben können, was Aminu unseren Kindern beibringt.Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der mit einer jüdischen Frau verheiratet war.Der war überhaupt nicht einverstanden mit dem, was seine Frau mit den Kindern machte.Deshalb haben sie sich letztendlich auch getrennt.Sie hat den Sohn zum Beispiel beschneiden lassen, als das Baby acht Tage alt war.Ohne Narkose! Das hat ihn richtig verfolgt.Er hat sich immer gefragt, ob er als Vater nicht hätte einschreiten müssen.Heute sagt er, dass er nie wieder eine Beziehung zu jemandem mit einer anderen Religion eingehen würde.«»Vielleicht sehen wir das mit den Religionen in ein paar Jahren ja entspannter, auch, was Beziehungen zwischen Christen und Moslems betrifft«, klinkt sich Nicole von der anderen Seite des Tisches in das Gespräch ein.»Schaut doch mal in Deutschland 50, 60 Jahre zurück: Als meine katholische Oma einen protestantischen Flüchtling heiratete, war das auch ein kleiner Skandal.Also was soll’s.« Sie zuckt mit den Schultern.»Kommt doch eh darauf an, was jedes Paar für sich draus macht.«Als später die ersten Gäste aufbrechen, stehe ich noch eine Weile am erlöschenden Feuer und sehe in die Flammen.Meditativ ist das.Ich denke nach.Andere würden vielleicht sagen: Ich spreche mit Gott.Ja, ich bin froh, dass Roberto und ich uns in der Glaubensfrage einig sind.Er ist zwar als Katholik aufgewachsen und auch auf eine katholische Schule gegangen, bezeichnet sich aber mittlerweile wie ich als Atheist.Oder, wie ich gerne sage: als Humanist.Aber wie machen das nur Paare, die sich lieben – und in dieser einen elementaren Frage unterschiedliche Überzeugungen haben? Fragen die sich nicht manchmal: Wie viel kann ich, will ich tolerieren?Bring ihn mir, ich tauf ihn dir!In Ecuador laufen Beziehungen so ab: Entweder, man trifft sich über Jahre heimlich, schläft heimlich miteinander, und das endet im schlimmsten Fall mit einer unehelichen und nicht zu verheimlichenden Schwangerschaft.Oder man lernt sich kennen, stellt seinen Partner sehr bald zu Hause vor – und ist damit so gut wie verlobt.Mariana erntet deshalb immer wieder die gleiche ungeduldige Frage: Wann heiratet ihr endlich? Schließlich ist es schon vier Jahre her, dass sie bei einem Besuch im heimischen Cuenca ihren Freund Lennart mitbrachte – und noch immer tragen sie keinen Ring am Finger.Obwohl sie sogar zusammenwohnen! Das könne nur am schlechten Vorbild ihrer Schwester liegen, schimpft Marianas Vater manchmal.Die habe sich schließlich auch mit einem Europäer eingelassen, einem Österreicher, ohne zu heiraten.»Was soll ich nur den Nachbarn sagen, der Familie?«, fragt der Vater immer wieder.Seine Strategie liegt im Vermeiden.Zum Beispiel, als Mariana für einige Monate von Ecuador nach Mexiko zieht, weil Lennart dort ein Praktikum macht.Da erzählt der Vater allen: Meine Tochter geht nach Mexiko, sie macht ein Praktikum.Als sie später Lennart ein halbes Jahr lang in Deutschland besucht, heißt es: Meine Tochter geht nach Deutschland, sie lernt Deutsch.Lennart taucht in den Erzählungen des Vaters nicht auf.Als richtig ernsthaft kann er die Beziehung sowieso nicht ansehen.Schließlich sind die beiden noch nicht verheiratet.Dass sie trotzdem ein Sexleben haben könnten, davor verschließt er lieber die Augen.Marianas Mutter dagegen weiß wohl, dass Mariana und Lennart nicht nur Händchen halten.Aber immer, wenn sie eine Pillenpackung sieht, sagt sie: »Gütiger Gott, warum tust du das, das ist nicht gut!« Und auch der Bruder hat etwas gegen die Beziehung einzuwenden: »Ich traue diesem Deutschen nicht.«Mariana ist umgeben von Menschen, die sich aus ihrer eigenen Sicht völlig logisch verhalten: wie gute Katholiken eben.Solange sie mit Lennart im Ausland ist, stört sie das kaum [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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