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.Ich bemühte mich, durch betont langsame Bewegungen beim Verlassen des Raumes den allzu unbekümmerten Ein druck zu dämpfen.Mein spirituell verfeinertes Lächeln prallte ab an der steinernen Miene der übrigen Teilnehmer.Also gut, im Zen-Dojo nicht.Was blieb uns anderes übrig, als ein Zimmer im einzigen Hotel des Ortes zu mieten, im klostereigenen Pelikan? Gegerbte katholische Witwen bewohnten das Haus.Auf Spaziergängen und bei gregorianischen Chorälen in der Abteikirche erholten sie sich von langen, duldsamen Ehen.»Wir nennen sie Strohblumen«, plauderte das Mädchen an der Rezeption.Das Hochzeitszimmer war frei.Bitte sehr.Der Preis für eine Übernachtung samt Frühstück war fällig, obgleich uns nur drei Stunden blieben.Am Abend würde der Zug via Donaueschingen und durch den Schwarzwald nach Offenburg fahren, von dort nach Norden.Die anderen Retreat-Teilnehmer besuchten noch einmal die Vespergesänge in der weihevoll geräucherten Kirche.Wir feierten unser eigenes Ritual und weihten das Hochzeitszimmer.Darunter, im Speisesaal, wurden scheppernd die Teller aufgetragen für das Abendessen der Pensionäre.Waren die Kellnerinnen besonders laut, um uns in der Illusion zu wiegen, sie hörten uns nicht? Und oben unter der Zimmerdecke – war das ein Sprinklerventil oder eine winzige Kamera?Einen Retreat-Teilnehmer, einen geschiedenen asketischen Mann, der ebenso gut im Kloster hätte hausen können, trafen wir kurz vor der Abreise am bröckeligen Hohen zollern’schen Bahnhofsgebäude.Wir fühlten uns rauschhaft durchblutet, zum ersten Mal seit vierzehn Tagen.Doch es war bereits dämmerig, und im gelblichen Licht der Bahnsteiglampen müssen wir fahl ausgesehen haben.Der Asket musterte uns mit aufrichtigem Bedauern, als wir ihn grüßten.Dann stellte er die Diagnose: »Ihr habt Energie verschwendet.« Eine schlagfertige Antwort fiel uns nicht ein, der Energiepegel war wohl tatsächlich abgesunken.Es war nur erleichternd, dass der Mann die Bahnfahrt in schweigender Versenkung zuzubringen gedachte, um »die Stille in den Alltag zu tragen«.Mir hätte das ebenfalls gutgetan.Nach einigen Wochen in der Stadt kehrten die Flashbacks zurück.Lena war hilflose Zeugin.Eines Nachts floh ich panisch ins Treppenhaus, weil in der Wohnung Echsen aus den Schränken krochen und Würmer über die Bettdecke wimmelten.Als dann auch bei Tag immer aufs Neue jäh und schockierend die Alltagsdinge ihre Höllenherkunft offenbarten, unterstützte Lena mich in dem Entschluss, zurückzukehren und für ein halbes Jahr beim Zen-Pater Zuflucht zu suchen.Sie konnte sich darauf verlassen, dass unter der Fuchtel dieses erfahrenen Meisters mein zölibatäres Leben keinen Schaden nehmen würde.Dass ich mich in gleicher Weise auf sie verlassen konnte, bezweifelte ich.Sie versprach, sie würde mich besuchen kommen.Eine Beurlaubung für zwei Semester war möglich.Beurlaubung – wovon eigentlich? Ich merkte, dass ich selbst kaum noch wusste, für welches Studium ich eingeschrieben war.So zog ich mit blankgefegtem Gedächtnis, nach Zen-Verständnis also mit dem empfohlenen Anfängergeist, ins Meditationshaus am Donauufer, neun Autostunden von Lena entfernt.Demutsvoll ließ ich mich von Pater Felix einweisen in die kontemplative Küchenarbeit und ins achtsame Unkrautzupfen und saß zweimal am Tag zwei bis drei Stunden lang auf Kissen oder Bänkchen, mit untergeschlagenen oder gekreuzten Beinen, ineinandergelegten Händen und aufrechter Wirbelsäule, in einer kleinen Runde von Gleichgesinnten.Es half.Die grausigen Visionen verloren an Farbe.Ich sank in die Ruhe, mit kleinen Aussetzern immer tiefer, sank in den Frieden und blieb dort.Jedenfalls bis ich die Bäckerei Eberle aufsuchte.Ich erzähle davon, weil zu den Urbildern ungleicher Paare auch dieses gehört.Es ist sogar ein Paradepaar.Von genießerischem Spott und zotigen Scherzen begleitet, geistert es durch die Geschichte: der Eremit und die Versucherin, der Asket und die Hexe, der Papst und die Mätresse, der Philosoph und die Magd, der reine Tor und die böse Fee, der behütete Prinz und sein koksendes Bad Girl [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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