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.[…] Wenn hier also einer sagt: der ist aber anständig, den müssen wir ausnehmen, – wenn wir nicht alle in der Gesamthaltung, sichtbar und nach außen, gegen das Tschechentum eine Front bilden, wird der Tscheche immer Hintertüren finden, durch die er sich herausmogelt.»Danach versucht sich der im Reden ungeübte Heydrich, der weit von einem Cicero entfernt ist, an einem bildhaften Beispiel:«Der Deutsche kann es sich nicht erlauben, sich im Lokal die Nase zu begießen, sondern da müssen wir ganz offen sein: dass einer sich die Nase begießt, dass er aus sich herauskann, da wird keiner etwas dagegen sagen, aber er soll das in seinen vier Wänden tun oder im Kasino.Der Tscheche muss sehen, dass im Dienst oder privat sich der Deutsche bewegen kann, dass er ein Herr ist vom Scheitel bis zur Sohle.»Welch kuriose Veranschaulichung …An anderer Stelle schlägt er einen konkreteren, bedrohlicheren Ton an:«Ich brauche also Ruhe im Raum, damit der Arbeiter, der tschechische Arbeiter, für die deutsche Kriegsleistung hier vollgültig seine Arbeitskraft einsetzt und damit wir bei dem riesigen Vorhandensein von Rüstungsindustrien hier den Nachschub und die rüstungsmäßige Weiterentwicklung nicht aufhalten.Dazu gehört, dass man den tschechischen Arbeitern natürlich das an Fressen geben muss – wenn ich es so deutlich sagen darf, dass er seine Arbeit erfüllen kann.»Damit wäre der Punkt Soziales und Wirtschaft geklärt, und der neue Reichsprotektor wendet sich der Rassenfrage zu.Auf diesem Gebiet kann er sich schon jetzt mit gutem Recht zu einem der führenden Spezialisten des Reiches zählen.«Es ist klar, dass wir [den germanischen] Menschen gegenüber eine ganz andere Art der Behandlung finden und finden müssen als gegenüber den andersrassigen, slawischen und ähnlichen Völkern.Der Germane muss hart angepackt werden, gerecht, aber er muss menschlich in ähnlicher Form wie unser Volk geführt werden, wenn man ihn auf die Dauer im Reich halten und ihm verschmelzen will.Das Zweite sind die Osträume, die zum Teil slawisch besiedelt sind, in denen man wissen muss, dass Güte nur als Schwäche ausgelegt wird, und in denen der Slawe selber gar nicht will, dass er gleichberechtigt behandelt wird, wo er gewöhnt ist, dass der Herr sich mit ihm nicht gemeinmacht.»Und konkreter zum tschechischen Raum führt er an:«Um zu übersehen, was von diesen Menschen in diesem Raum eindeutschbar ist, muss ich eine Bestandsaufnahme machen in rassisch-völkischer Beziehung.[…] Da gibt es folgende Menschen: Die einen sind gutrassig und gutgesinnt, das ist ganz einfach, die können wir eindeutschen.Dann haben wir die anderen, das sind die Gegenpole: schlechtrassig und schlechtgesinnt.Diese Menschen muss ich hinausbringen.Im Osten ist viel Platz.Dann bleibt in der Mitte nun eine Mittelschicht, die ich genau durchprüfen muss.Da sind in dieser Schicht schlechtrassig Gutgesinnte und gutrassig Schlechtgesinnte.Bei den schlechtrassig Gutgesinnten wird man es wahrscheinlich so machen müssen, dass man sie irgendwo im Reich oder irgendwie einsetzt und nun dafür sorgt, dass sie keine Kinder mehr kriegen, weil man sie in diesem Raum nicht weiter entwickeln will.[…]Dann bleiben übrig die gutrassig Schlechtgesinnten.Das sind die gefährlichsten, denn das ist die gutrassige Führerschicht.Wir müssen hier überlegen, was wir bei diesen machen.Bei einem Teil der gutrassig Schlechtgesinnten wird nur eines übrigbleiben, dass wir versuchen, sie im Reich in einer rein deutschen Umgebung anzusiedeln, einzudeutschen und gesinnungsmäßig zu erziehen oder, wenn das nicht geht, sie endgültig an die Wand zu stellen; denn aussiedeln kann ich sie nicht, weil sie drüben im Osten eine Führerschicht bilden würden, die sich gegen uns richtet.»Ich schätze, damit dürfte er alle hypothetischen Szenarien berücksichtigt haben.Man beachte die diskrete und euphemistische Metonymie «im Osten», deren wahre Bedeutung seinem Publikum noch nicht bekannt ist: Polen, genauer gesagt: Auschwitz.120Am 3.Oktober kommentiert die freie tschechoslowakische Presse in London den Regierungswechsel in Prag mit dem Titel:«Massenmord im Protektorat»121Einer von Heydrichs Männern arbeitet seit bereits zwei Jahren vor Ort: Nachdem Eichmann in Österreich so gute Arbeit geleistet hatte, wurde er 1939 mit der Einrichtung einer Auswanderungsbehörde in Prag nach dem Modell der Wiener Zentralstelle für jüdische Auswanderung beauftragt, bevor man ihn zum Leiter des Referats für Räumungsangelegenheiten und der Reichszentrale für jüdische Auswanderung beim RSHA in Berlin ernannte.Heute kehrt er auf Weisung seines Chefs nach Prag zurück.Doch während der letzten zwei Jahre haben sich die Dinge deutlich verändert.Wenn Heydrich von nun an eine Konferenz einberuft, geht es um die «Endlösung der Judenfrage» und nicht mehr um «Emigration».Die Lage ist wie folgt: Im Protektorat leben 88 000 Juden, davon 48 000 in der Hauptstadt, 10 000 leben in Brno, 10 000 in Ostrava.Heydrich sieht in Terezín das ideale Übergangslager.Eichmann macht sich Notizen.Der Transport kann schnell durchgeführt werden, täglich können zwei bis drei Züge jeweils 1000 Menschen befördern.Nach altbewährter Methode wird jedem Juden ein Gepäckstück mit persönlichen Dingen von bis zu fünfzig Kilo zugestanden, das nicht mit einem Schloss gesichert sein darf.Um den Deutschen die Arbeit zu erleichtern, sollen die Juden zudem Lebensmittelvorräte für zwei bis vier Wochen mitbringen.122Über das Radio und die Zeitungen gelangen die Neuigkeiten aus dem Protektorat bis nach London [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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