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.»Warte!« Louise versuchte, sich zu fassen und knetete das Taschentuch in den Fingern.»Lass mich nachdenken!« Sie atmete tief durch und straffte ihre Schultern.»Es gibt nur eine Möglichkeit! Mein Bruder Ludwig! Die Papenburgs! Wir haben sie doch mal in den Sommerferien besucht, erinnerst du dich nicht?«Magdalena schüttelte den Kopf.»In Teplitz!«, rief Louise ungeduldig aus.»Das große Gut! Los, beeil dich, such deine Sachen zusammen! Ich hab so ein komisches Gefühl.Inzwischen pack ich dir in der Küche etwas zu essen ein.«Sie hastete hinaus, während Magdalena immer noch wie betäubt vor sich hin starrte.Ja, sie erinnerte sich dunkel an den Großonkel, Ludwig von Papenburg.Sie war noch klein gewesen, damals, als sie die Verwandten besuchten.Aber Louise hatte recht: Das war weit weg und sie würde sicher vorerst dort unterkommen.Sie nahm noch einmal die Zeitung und starrte auf die Zeilen.Niemand hatte beim Abfassen der Texte für die Flugblätter je daran gedacht, dass man die Kritik einer harmlosen Studentengruppe so ernst nehmen würde!Zitternd versuchte sie, die aufsteigende Panik zu unterdrücken, und lief hinauf in ihr Zimmer.Sie warf ihre nassen Sachen in eine Ecke und riss wahllos Kleidungsstücke aus dem Schrank und stopfte sie in ihren Rucksack.Theo war ihr gefolgt.Er stand im Flur und sah sie mit vorwurfsvollen Augen an, ganz erfüllt von der Ideologie, die die NS Partei der Hitlerjugend vorgaukelte.»Wie konntest du bloß bei so etwas mitmachen, Lena?«, fragte er beinahe verächtlich.»Das ist doch abscheulich!«»Ach Theo!« Magdalena versuchte, ihn zu umarmen, doch er entwand sich und stieß sie zurück.»Du bist noch so jung! Wie soll ich dir das erklären? Eines Tages wirst du einsehen, dass wir recht hatten – wenn es dann nicht schon zu spät ist!«Seinem unverständigen Blick und dem Kopfschütteln war anzumerken, dass er nicht das Geringste begriffen hatte.Als sie hinunterging, kam Louise gerade aufgeregt, hektische Flecken auf den Wangen, mit einem Beutel Lebensmittel aus der Küche.Sie reichte Magdalena einen Umschlag und einen Zettel.»Hier, etwas Geld aus meinen Ersparnissen – und die Adresse der von Papenburgs.Sie werden dich sicher aufnehmen – sie haben vier Kinder, unter denen fällst du bestimmt nicht auf.Bleib dort, bis Gras über die Sache gewachsen ist.Irgendwann wird der Krieg ja schließlich zu Ende sein.«»Aber du … und Theodor?«, widersprach Magdalena.»Was ist mit Gertraud?«»Ach, um uns musst du dir keine Sorgen machen«, erwiderte die Großmutter.»Was soll man uns schon tun? Wir wissen doch von nichts.Und Gertraud ist vorsichtshalber gleich bei den von Treskows geblieben.Sie wird vielleicht schon am übernächsten Wochenende ihren Helden heiraten – falls Gottfried Heimaturlaub bekommt! Und wenn nicht, dann gibt es eben eine Ferntrauung! Aber das ist doch im Augenblick unwichtig! Geh jetzt mein Kind, es muss sein!« Die Angst stand Louise ins Gesicht geschrieben, als sie Magdalena zur Tür drängte.»Denk dran, der Zug fährt über Berlin und Dresden.Da musst du gut auf dich aufpassen, hörst du! Sende eine chiffrierte Nachricht unter einem anderen Namen wenn du angekommen bist! Aber wirf den Brief auf keinen Fall in Teplitz ein!«Magdalena nickte mechanisch.Sie steckte alles in ihren Rucksack, doch als sie ihn vom Tisch nahm, rutschte ein weißer Briefumschlag, der dort gelegen hatte, herunter.Als sie sich bückte und ihn aufhob, erkannte sie sofort Pauls Handschrift.Das Blut schoss ihr ins Gesicht.Erregt riss sie ihn auf, überflog seine Zeilen, einmal, zweimal und dreimal – dann ließ sie ihn enttäuscht sinken.Zu spät – der Zug nach Berlin war vor Stunden bereits abgefahren.Paul war also schon fort.Wann würde sie ihn jetzt wieder sehen? Wie seine neue Adresse in Russland erfahren? Tränen der Wut, der Enttäuschung und der Hilflosigkeit rannen über ihre Wangen.Sie steckte den Brief in die Tasche, zog ihr Kopftuch tief in die Stirn und umarmte noch einmal Theodor und Louise.Dann öffnete sie vorsichtig die Tür, sah sich kurz nach allen Seiten um und schlug dann den Weg zum Bahnhof ein.11.KapitelDIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZTAls sich Paul pflichtbewusst an der Frontleitstelle in Berlin meldete, erfuhr er zu seiner Überraschung, dass seine gesamte Einheit unter dem Oberbefehl von Generalfeldmarschall von Manstein bereits schon in den Norden Russlands verlegt worden war und er sich daher unverzüglich in Richtung Ilmensee in Marsch zu setzen habe.Da diese plötzliche Änderung an oberster Stelle im Führerhauptquartier beschlossen worden war, blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Befehl Folge zu leisten.Innerlich war er aufgewühlt, tieftraurig und fühlte sich so hilflos wie noch nie in seinem Leben.Immer noch wusste er nicht, was mit Magdalena passiert war.Das, was der SD-Mann ihm erzählt hatte, der die von Waldensche Villa bewachte, schien ihm so absurd! Wenn er bloß wüsste, was wirklich geschehen war! Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass sie irgendwelche strafbaren Handlungen begangen hatte!Die nun folgende, tagelange Fahrt, zusammengepfercht mit anderen Kameraden in den unbequemen, langsam dahinrumpelnden Güterwaggons, die manchmal stundenlang auf den Gleisen stehen blieben, weil Partisanen die Strecke sabotierten, erwies sich auch diesmal als anstrengend und langwierig [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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