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.« Es war also sein Ernst? Er wollte mit mir leben? Mein Gott! Ich wollte nicht mehr warten.Man musste den Vorgang beschleunigen, ihm helfen, dass er diesen verdammten Pass bekam, ein in Libyen so seltenes und kostbares Gut.Aber mit Geld war alles möglich.Ich rief Papa an: »Du hast mir nur 1000 Euro dagelassen, es ist zu wenig! Wie soll ich damit auskommen?« Am nächsten Tag überwies er mir 2000 Euro, die Hälfte davon schickte ich Hicham.In den Tagen, die dann folgten, hatte ich eine Reihe von Begegnungen, die, das ist mir heute klar, zum Schiffbruch meines Aufenthalts in Frankreich geführt haben, genauer gesagt: zu seinem totalen Scheitern.Es ist schrecklich, das zugeben zu müssen.So demütigend, einzugestehen, dass ich meine Chance verspielt habe.Wie konnte es dazu kommen? Ich glaube, ich habe mein Vertrauen den falschen Leuten geschenkt.Ich habe eine schlechte Wahl getroffen.Ich war von erschreckender Naivität.Aber gut, es ist eben schiefgegangen.Ich kam nach Paris im Februar 2009, wenige Tage nach meinem zwanzigsten Geburtstag, und ich kannte nichts – außer der Willenlosigkeit, der Perversität und dem Zynismus der engen Welt, in der man mich gefangen gehalten hatte.Ich wusste nichts vom Arbeitsleben, von den Beziehungen in einer Gesellschaft, vom Umgang mit Zeit und Geld, von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Männern und Frauen.Und nichts von dem, was in der Welt vorging.Ich hatte niemals eine Zeitung gelesen.Und so saß ich auf einer Bank auf den Champs-Élysées, als sich eine blonde junge Frau neben mich setzte.»Salut.Ist hier noch frei?«»Ja, natürlich.Wie heißt du?«»Warda.«»Aber das ist ja ein arabischer Vorname!«Sie war algerischer Abstammung, und wir kamen uns schnell näher.»Man sieht sofort, dass du neu bist in Paris.Woher kommst du?«»Rate mal!«»Aus Marokko?«»Nein.Aus einem Land, auf das du nie kommen wirst.«»Aus Tunesien? Ägypten? Jordanien? Aus dem Libanon?«»Nein! Aus einem strategisch wichtigen Mittelmeerland.Na?«»Aus Algerien, wie ich?«»Nein!«»Also dann weiß ich es nicht.«»Aus Libyen!«»Ah, Gaddafi! Genial! Der Typ ist einer meiner Helden.Ich kann dir nicht sagen, wie sehr er mich fasziniert! Los, erzähl!«»Du bewunderst Gaddafi?« Ich hätte am liebsten geheult.»Aber er ist ein Schurke! Ein Betrüger!«»Machst du Witze? Hast du seine Reden gehört? Hast du gesehen, wie er Amerika herausfordert? Er ist ein echter Araber! Und ein wahnsinniges Charisma hat er!«Wir setzten das Gespräch in einem Café fort, wo ihr Freund zu uns stieß, der Türsteher in einem Lokal in Montreuil war, La Marquise.Da sie am selben Abend dorthin gehen wollten, schlugen sie mir vor, mit ihnen zu kommen.Das fand ich nett.Was für ein Glück!, sagte ich mir.Es war ein libanesisches Restaurant, das sich nach Mitternacht in einen Nachtklub verwandelte, mit Livemusik und orientalischer Tänzerin.Ach! Ich fühlte mich plötzlich gar nicht mehr so fremd hier! Alles sprach Arabisch, und das Publikum, fröhliche, aufgeschlossene Leute in Amüsierlaune, schien sich vor allem aus reichen Orientalen zusammenzusetzen.»Sieh mal nach rechts«, flüsterte Warda mir zu.»Da am Nachbartisch beobachten dich einige Männer.«»Ja, und? Ich hab keine Lust, dahin zu gucken!«»Ach, sei doch kein Spielverderber! Wenn du ein bisschen charmant zu ihnen bist, bezahlen sie uns die Getränke und ein Essen.Komm tanzen!«Widerstrebend und ratlos folgte ich ihr.Wozu verleitete sie mich da? Männer kamen zu uns auf die Tanzfläche, baggerten uns an, wurden immer draufgängerischer, manche steckten uns sogar Geldscheine zu, wie man es bei Berufstänzerinnen macht.Ich stürzte zu Warda hin.»He, so was will ich nicht!« Aber da bemerkte mich der Inhaber des Lokals und kam auf mich zu: »Stimmt es, dass du Libyerin bist?« Er nahm das Mikro.»Meine Damen und Herren, ich grüße Libyen und Oberst Gaddafi!« Ich wurde blass.Und der Typ fuhr fort: »Na, komm schon! Lass uns zusammen ein Lied auf den Ruhm des Obersts singen!« Und er stimmte eines jener grotesken Lieder an, die in Libyen andauernd aus allen Lautsprechern schallten und im Radio gespielt wurden: »O unser Führer, wir folgen dir.« Ich hätte im Boden versinken mögen.War es möglich, dass Gaddafi mich auch hier noch einholte? Ich lief zur Toilette und schloss mich ein, um zu weinen.Völlig verstört igelte ich mich eine Woche lang in meinem Zimmer ein.Ich ging nur auf die Straße, um Zigaretten und Telefoneinheiten zu kaufen.Die Angst war wieder da.Gaddafis Schatten würde mich überallhin verfolgen.Bab al-Aziziya hatte Augen und Ohren auf dem ganzen Planeten.Seine Spione hatten schon am anderen Ende der Welt gemordet.War es realistisch, zu hoffen, dass man aus seinen Klauen entkommen konnte? Kaum war ich in Paris, fühlte ich mich schon in einer Sackgasse.Ja, und dann lief eines Abends eine Ratte durch mein Zimmer.Es war ein Schock.Ich packte meine Siebensachen, lief zur Rezeption, bezahlte meine Rechnung und rief in meiner Not Habib an.»Komm für diese Nacht zu mir, morgen sehen wir weiter.« Ich ging zu ihm, er brachte mich in einem Zimmer unter, aber morgens um vier schlüpfte er in mein Bett.Papas Freund!.Ich schrie auf, griff meine Tasche, stürzte die Treppe hinunter.Die Straße lag verlassen da, und es war eisig kalt.Wohin sollte ich bloß gehen? Ich dachte an Warda und wählte ihre Nummer.Keine Antwort.Ich lief zur Metro und wartete, dass die Station öffnete, um mich auf eine Bank zu setzen.Dort schreckte mich ein stockbetrunkener Clochard auf.Ich weinte.Ich rief Hicham an, der ebenfalls nicht abnahm.Der Freund meines Vaters versuchte derweil wie verrückt, mich zu erreichen.Ich flüchtete in ein Café an der Porte de Choisy, das gerade öffnete.Ich bestellte einen Kaffee, und plötzlich drängte ein Dutzend Polizisten in den Raum.Ich geriet in Panik.Ein internationaler Haftbefehl von Gaddafi? Warda hatte mir eingeschärft: »Sieh vor allem zu, dass du nicht in eine Kontrolle gerätst!« Ich konnte aber nicht fliehen, sie kamen schon auf mich zu.Zitternd reichte ich ihnen meinen Pass.Ein Polizist marokkanischer Herkunft sah mich lächelnd an: »Warum hast du solche Angst? Du hast ein gültiges Visum, es ist alles in Ordnung!« Ich war wie gelähmt, unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen.Mit einem anzüglichen Augenzwinkern schob er mir seine Handynummer zu.Es hat mich angewidert.Eine Gruppe junger Mädchen kam herein.Elegant, selbstbewusst.Sie arbeiteten sicher zusammen in einem Büro.Fasziniert folgte ich ihnen mit dem Blick [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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