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.! Mich, seinen eigenen Vater.! Ich habe die Bilder gesehen.Mein Sohn, er war ein Monster.Ich war so froh als er endlich das Haus verließ und nach Hamburg ging.Und was mich so unendlich traurig macht, ist der Umstand, dass ich keine Trauer empfand, als man uns sagte er sei in Hamburg erschlagen worden.“Suchend, als wolle er Entrüstung entdecken, rasterte er mit seinen kleinen Mausäuglein das Gesicht der Kommissarin ab, aber die blieb reglos: „Erleichtert war ich! Können Sie sich das vorstellen? Ich., sein leiblicher Vater., ich war erleichtert, als ich erfuhr mein Sohn., mein einziger Sohn sei tot!“Mitfühlend drückte die Kommissarin seine Hand, blieb aber still.Ein solches Leben konnte und wollte sie sich nicht vorstellen.In der Hölle konnte es auch nicht schlimmer sein.Sie empfand eine große Traurigkeit.Neben ihr saß ein Mann, der das einzige Leben, das ihm gegeben war, einfach wegwarf, ohne auch nur eine einzige Sekunde daran zu denken etwas daran zu ändern.Sie hatte Mitleid mit ihm, aber dann auch wieder nicht.Wie konnte man nur ein solches Leben aushalten.Er hätte doch einfach gehen können.Seine Frau und das ungeliebte Kind verlassen und irgendwo ein neues Leben anfangen? Nur was hätte das schon genutzt? Er hätte sich selbst doch immer mitnehmen müssen! Er hätte eine ähnliche Frau gefunden und die ganze Misere hätte von Neuem begonnen.Still legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam auf die Hauptstraße zurück.„Bitte setzen Sie mich am Ortsrand ab“, sagte der Mann und deutete auf das gelbe Ortsschild, das in weiter Ferne zu sehen war.„Sie wollen doch nicht von dort aus nach Hause gehen?“Der Mann zuckte mit den Schultern: „Ich werde schlechte Tage haben, wenn meine Frau herausbekommt, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.“Die Kommissarin hielt den Wagen an.Schweigend stieg der kleine Herr Micoliç aus und machte sich auf den Weg durch den Nieselregen in Richtung seines selbst gewählten Gefängnisses.Kapitel 24Reinberg, 30.Oktober 1995, Montag NachmittagNur ein einfacher grauer Stein aus Granit schmückte ihr Grab.Die Inschrift in den harten Stein eingraviert.Das Blattgold hatte sich fast komplett gelöst.Nur in den Kapitälchen der Anfangsbuchstaben einige Reste.Maria WagedornGeboren am 17.Januar 1952Gestorben am 27.Juni 1971Möge Gott ihrer Seele gnädig seinDie alte Dame fasste Sonjas Hand: „Hier liegt sie also!“, sagte sie leise: „Früher habe ich immer einmal im Monat frische Blumen aufs Grab gelegt, aber jetzt kann ich das nicht mehr.Die Beine, die wollen nicht mehr.“Still standen sie nebeneinander, die alte und die junge Frau.Wie zwei Buchstützen neigten sie sich gegeneinander als wollten sie sich gegenseitig Halt geben.Das regnerische Oktoberwetter trübte die traurige Stimmung.„Da hinten“, flüsterte die Frau und zeigte über die Gräber hinweg, „da hatte ich mir mein Grab ausgesucht.“Sie schwieg und starrte in die angezeigte Richtung: „Bezahlt hatte ich es auch schon.Das geht ja nun leider nicht mehr.Sie machen für eine alte Frau wie mich keine Ausnahme.“Wieder breitete sich Stille aus.Nur eine Horde sich zankender Sperlinge durchdrangen lärmend die Friedhofsruhe.„Also werde ich mich wohl bald mit einem Platz auf dem Friedhof in der Kreisstadt bescheiden müssen.“Stumm schüttelte Sonja Sänger den Kopf, sie brachte keinen Ton hervor.Kalte Tränen liefen ihr über die Wangen.„Doch doch.“, sagte sie leise, „wenn man zweiundneunzig ist, dann macht man keine Pläne mehr.“Die Kommissarin wusste nicht was sie sagen sollte.Mit zweiundneunzig macht man wirklich keine Pläne mehr.Und sie fragte sich, ob im Alter die Angst vor dem Tod einfach verschwindet.Die alte Dame., ihre neu gewonnenen Freundin., sie würde ihr fehlen, wenn sie einmal nicht mehr war.Sonja Sänger glaubte nicht an Gott, an einen Schöpfer, doch sie hoffte für ihre Freundin, dass sie einen Halt hätte, einen Halt, der ihr das Sterben leichter machen würde.Ohne Trost zu sterben, das muss furchtbar sein, dachte sie.Noch schlimmer jedoch war es, so jung zu sterben wie Maria Wagedorn es musste.Das Leben zertreten, ausgelöscht, ohne Sinn und Verstand, bloß weil ein paar dumme Jungs ihren Spaß haben wollten.Sie hatte gehört, was sie hören wollte, erfahren, was zu erfahren war.Jetzt konnte sie getrost die Akte für sich schließen.Und manchmal, wenn sie allein sein würde, dann würde sie an Maria Wagedorn denken und an die alte Dame, die ihr Andenken über all die Jahre bewahrt hatte.Kapitel 25Stadelheim, 15.Juni 2003Sechs Jahre seiner Strafe hatte Gabler bereits verbüßt.Längst hatte er verdrängt, dass er vor langer, langer Zeit auf der anderen Seite des Gesetzes stand [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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