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.»Willst du sagen, all eure heiligen Männer sind keineswegs Heilige?« Awa konnte ihr Glück kaum fassen.Sollte ihr endlich ein atmender Mensch begegnet sein, der die Welt mit wachen Augen betrachtete? Jemand, der nachdachte, statt blind zu glauben? Darum nämlich hatte sie unter den Lebenden nur wenige – gar keine, berichtigte sie sich – Freunde gefunden.Glauben konnte sie akzeptieren, auch wenn sie ihn nicht teilte.Nicht aber den bedingungslosen Gehorsam, der so etwas wie die Inquisition möglich machte, deren Schrecken sie um ein Haar am eigenen Leib erfahren hätte.»Das will ich sagen.« Nun war alles schon egal, Manuel ließ seiner vom Wein gelockerten Zunge die Zügel schießen.Tatsächlich empfand er es als befreiend, schien sie sich doch für das zu interessieren, was er zu sagen hatte.Wie auch nicht, raunte seine innere Stimme sarkastisch, sie ist eine Hexe und du sprichst jetzt ihre Sprache.»Der Mensch irrt vom Wege ab wie die Schafe, da mag der Hirte Acht geben so gut er kann.Es ist nicht seine Schuld, denn selbst der beste Hirte verlässt sich, wenn seine Herde anwächst, auf seinen Hund, und taugt dieser nicht, zerstreut sich die Herde.Die Herde unseres guten Hirten bedarf vieler Hunde, um sie zu hüten, aber Hunde sind immer hungrig, und wenn links und rechts Leckerbissen herumliegen und sie locken, dann werden sie.«»Von was redest du, Manuel?«, fiel Awa ihm ins Wort.»Von Hunden oder Priestern?«»Von Priestern, aber die Metapher.«»Eure Priester sind hungrig? Du siehst mir aus, als wärst du klug genug, um dich klar und deutlich auszudrücken, statt von Hirten und Schafen und Hunden zu faseln.Die Anhänger eures Gottes sind zahlreich und deshalb braucht dein Gott viele Priester, richtig? Danach konnte ich dir nicht mehr folgen.«»Gut.« Manuel holte tief Atem.»Die Priester.Also die Priester sind den weltlichen Verlockungen erlegen.Sie streben nach irdischen Gütern, statt nach Gotteslohn.Verstehst du, was ich sagen will?«»Nein.«»Sieh mal, ich bin kein Erasmus, aber lass mich sehen, ob ich es nicht dennoch erklären kann.Priester sollen sich mit Gott beschäftigen und uns andere anleiten, Gott zu folgen.Doch in der Zeit zwischen der Gründung der Kirche und heute hat der Klerus seinen ursprünglichen Auftrag vergessen, nämlich diesem Auftrag selbstlos nachzukommen, ohne auf Belohnung zu schielen.Sie fingen an, Bezahlung für ihren Dienst an Gott zu verlangen.Die Menschen brauchen sich keine Mühe mehr zu geben, ein gottgefälliges Leben zu führen.Sie erkaufen sich Vergebung ihrer Sünden und Missetaten, selbst der schlimmsten.Gott hat gesagt, nur der wahrhaft Reumütige und Bußfertige könne wieder seiner Gnade teilhaftig werden.Die Kirche aber verspricht: ’Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.’«»Woher weißt du das alles?«»Ich lese, ich halte Augen und Ohren offen.« Manuel zuckte die Schultern.»Selbstverständlich sind nicht alle Priester so, aber die Zahl derer, die Gott nur noch im Munde führen und nicht mehr im Herzen, gibt einem zu denken.«»Du hast mir immer noch nicht verraten, in welcher Weise du gelebt hast wie dein Gott, bevor du Soldat geworden bist.«»Ich habe versucht, zu leben wie es meinem Gott gefällt.Ich habe nicht behauptet, es sei mir gelungen.Du hast mich gefragt, ob Gott ein Krieger gewesen ist und ich habe gesagt, nein, das war er nicht.Er tötet, ja, und wir, seine Diener, kämpfen auf dem Schlachtfeld, wenn es sein muss.Aber Er selbst ist kein Soldat, denn Soldaten befolgen Befehle, während Er.«»Man hat dich gezwungen, Soldat zu werden?«»Nein.« Manuel fühlte sich deswegen doppelt so schuldig wie sonst.»Ich bin Soldat geworden, um mich zu ernähren und meine Frau und meine Nichte und vielleicht eines Tages meine Kinder.Und weil ich hoffte, ihm besser dienen zu können, auf meine eigene, bescheidene Art – durch meine Kunst.«»Du kommst mir nicht sonderlich bescheiden vor«, meinte Awa.»Und ich finde, du hast keinen Grund, dein Licht unter den Scheffel zu stellen.Dein Gott ist ein Künstler?«»Er hat diese Welt erschaffen, oder nicht? Sie ist wunderschön und kein Mensch kann es wagen, sich mit Ihm zu messen.Schau auf Seine Schöpfung und die Geschöpfe, die sie bevölkern [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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