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.Einmal waren sie mit einer rücksichtslos wütenden Kampftruppe bis zum Tor des Innenhofs gelangt.Doch gegen die mächtige Wache von Briangard war ihr Kampf stets aussichtslos gewesen.»Das ist interessant«, sagte Jason nur.»Ihr habt es also in seiner Tasche gefunden?«»So ist es.Neben einer Menge Geld und einem Plan.«»Einem Plan?«Levin legte ihm den Plan von Briangard vor, den Merkus angefertigt hatte.Man konnte deutlich sehen, dass den Gemächern des Grafen besondere Aufmerksamkeit zukam.Jason studierte die Karte kommentarlos und sagte schließlich: »War noch etwas in der Tasche?«»Nichts Bedeutendes, denke ich.Ich stahl mich schnell wieder davon, weil ich befürchtete, er würde aufwachen.«»Verstehe.Nannte der Mann seinen Namen?«»Nein.Er wollte weder seinen Namen noch seine Herkunft preisgeben.«»Ihr habt ihn aber danach gefragt?«»Soweit ich mich erinnere, ja.«»Warum habt Ihr nicht darauf gedrängt, seinen Namen zu nennen?«»Hätte er mir die Wahrheit gesagt? Wohl kaum, wenn er ein Bösewicht ist.Bevor er schlafen ging, erwähnte er aber, dass er mit dem Kaufmann Sallas in Verbindung steht.«»Dem Kaufmann Sallas – das könnte eine hilfreiche Spur zu den Rittern sein.«Jason erhob sich und packte die Gegenstände in eine Schatulle.Levin beobachtete ihn.Die Bewegungen des Mannes waren so sicher und bedächtig wie seine Stimme.Bis hin zu den Händen war er eine muskulöse Erscheinung.An seinen Schläfen konnte man die Adern sehen.Keinen einzigen Augenblick hatte Levin bemerkt, dass Jason etwas tat, was er nicht gewollt hätte.Nicht ein Wort oder eine Bewegung schien sich seiner Kontrolle zu entziehen.»Dann stimmte also meine Vermutung«, versuchte Levin ihm ein paar Worte zu entlocken.»Der Mann ist hier eingebrochen?«Jason ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, verstaute die Schatulle in einem Schrank, kam zurück und schaute Levin ernst an.»Seit dreizehn Jahren führe ich die Wache des Vorhofs von Briangard.Kein einziges Mal habe ich es zugelassen, dass ein Feind auch nur einen Schritt hinter die Mauer des Innenhofs tat.Ich habe Dutzende Männer verloren.Die härtesten Kämpfe fanden immer hier im Vorhof statt.Meine Männer sind bereit, zwölf Stunden am Tag zu schuften, damit sie vorbereitet sind, wenn der Feind anrückt.Ich habe ihnen neunzig Taktiken beigebracht.Jeder von ihnen ist bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um diese Burg zu verteidigen.Tage und Nächte opfern sie, damit kein Fleck Mauer jemals unbewacht ist.Wenn es einem Mann gelingt, unbemerkt in die Festung einzudringen und eine Scheune in Brand zu setzen, dann handelt es sich um den fähigsten Gegner, den ich jemals hatte.Wir haben ihn gesehen und vertrieben.Nie werde ich diesen flatternden Mantel vergessen, als er vom Dach der Meskanhalle in den Fluss sprang.Wir haben ihn vertrieben, aber wir haben ihn nicht getötet.Ein Mann wie er wird wiederkommen, bis er sein Ziel erreicht hat oder bis er tot ist.Ich werde es nicht zulassen, dass er sein Ziel erreicht.« Er hielt inne, ging zu Levin und bückte sich zu ihm hinunter, sodass er ihm direkt ins Gesicht sah.»Also: Ihr seid Euch sicher, dass Ihr die Wahrheit sagt?«Levin roch das Gänsefleisch aus Jasons Mund.Es war das erste menschliche Anzeichen, das er bei dem Hauptmann wahrzunehmen glaubte.»Warum sollte ich lügen?«»Vielleicht, weil Ihr mich täuschen wollt?«»Euch täuschen? Ich sehe Euch zum ersten Mal.«»Und wieso habt Ihr ihn bestohlen? Weshalb habt Ihr den Mantel nach Briangard gebracht?«»Nun«, Levin tat verlegen, »ich ging natürlich davon aus, dass der Graf nicht arm ist.Ich hatte gehofft, für meinen wertvollen Hinweis auch entsprechend … nun ja, belohnt zu werden.«»Meine Güte, Euer Weingut muss wirklich kümmerlich sein.Euch ist klar, dass Ihr hier brianischen Interessen dient?«»Meine Frau ist Brianerin.«»Und Ihr seid Alsuner.«»Also müssen wir uns entscheiden, auf welcher Seite wir stehen.Wir haben uns für Briangard entschieden.«Jason wandte sich ab und ging hinter den Tisch zurück.»Das ist Unsinn.Man wird als Brianer geboren oder nicht.«»Ihr wollt mich also zurückschicken?«»Noch nicht.Ihr werdet hier in der Festung bleiben, bis ich herausgefunden habe, ob Ihr die Wahrheit sagt.Es gibt noch einiges, was Ihr mir über diesen Mann erzählen müsst.Solltet Ihr lügen, käme Euch das teuer zu stehen.Solltet Ihr nicht lügen, könnt Ihr Eure Belohnung haben und nach Hause fahren.«»Dann bin ich Euer Gefangener?«»Ja und nein.Ihr könnt Euch frei bewegen.Aber Ihr steht unter Aufsicht.« Er rief einen Bediensteten herbei und bat ihn, Levin und Elena in ihr Quartier zu bringen.Es war Mittag, als sie ihre erste Mahlzeit auf Briangard verzehrten, begleitet von den ausdruckslosen Blicken der schwer bewaffneten Soldaten.15.KapitelBriangard, Jahr 304 nach StadtgründungNur selten waren Levin und Elena ungestört.Selbst wenn sie sich nachts in ihr Quartier zurückzogen – ein Schlafzimmer mit kahlen Wänden in der Kaserne –, konnten sie nicht sicher sein, dass man sie vor der Tür nicht belauschte.In der ersten Nacht zankten sie in der engen Koje um die Decke.Für die zweite Nacht besorgte sich Levin eine weitere Decke, sodass er neben der Koje schlafen konnte.»Hättest mich ja nicht mitzunehmen brauchen, wenn du deine Ruhe haben willst.Dann wär mir der ganze Unsinn erspart geblieben«, stänkerte Elena im Flüsterton.»Ich hatte dir gesagt, dass wir länger hierbleiben«, gab Levin von seinem unbequemen Holzboden zurück.»Toll.Und was machst du nun den ganzen Tag?«»Du musst es unbedingt wissen, wie?«»Verdammt, mir ist langweilig und die Soldaten überall gehen mir auf die Nerven.«»Du weißt doch, wie man sie ärgert.«»Früher ging das.Jetzt sind die alle so korrekt.Es hat gar keinen Sinn, sie zu provozieren.«»Vielleicht sollte ich darüber glücklich sein.Dann machst du schon keinen Ärger.«»Sag mal: Ist das nun wahr mit diesem Einbrecher oder hast du das alles erfunden?«»Solange ich dir nichts anderes sage, ist es wahr.«»Du behandelst mich wirklich großartig, dafür, dass ich dich hier eingeschleust habe.«»Dann ist es wohl das Beste, wenn du jetzt endlich schläfst.«»Mistkerl«, sagte sie und nickte bereits ein, als Levin gerade begonnen hatte, seine Ideen für den nächsten Tag zu entwickeln.Erst um Mitternacht schlief er ein.Tagsüber erkundete er den Hof und versuchte so viel Wissen über diesen Ort zu sammeln wie möglich.Mit jedem Gespräch verstärkte sich das Gefühl, dass es nahezu unmöglich war, ohne besonderen Grund in den Innenhof, geschweige denn in den Palast zu gelangen.Knechte, Soldaten, Bauern, Handwerker, sie alle hatten sich offenbar damit abgefunden, dass der Vorhof für immer ihr einziger Lebensraum sein würde.Nichts schien dabei ihren Stolz und ihre Freude zu mindern, sich Brianer nennen zu dürfen.Freilich bot ihnen der gewaltige Vorhof mehr Raum als so manches Viertel in der Stadt unten.Armut gab es auf Briangard nicht und auch die Seuche plagte hier niemanden.Vielleicht hatten sie das bessere Leben.Doch Levin stellte bereits nach zwei Tagen fest, dass ihm die Enge sehr auf sein Gemüt drückte.Nichts, was er in seinem bisherigen Leben genossen hatte, konnte er hier tun.Nicht er selbst bestimmte, wie sein Tag aussah, sondern allein sein Umfeld.Wenigstens wurde es allmählich mit seiner Schulter besser.An den Nachmittagen saß er mit Jason und zwei anderen Männern zusammen und beantwortete ihre Fragen.Sie wollten nicht nur den Einbrecher beschrieben haben, sondern auch jede Kleinigkeit über sein eigenes Leben wissen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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