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.«Die Ketten ungelöster Quantenzustände würden sich immer weiter verlängern, würden wachsen wie Blumen und sich in die Zukunft erstrecken.Schließlich würden die gewaltigen Ketten von Quantenfunktionen dann an der letzten Grenze des Universums verschmelzen, in der zeitartigen Unendlichkeit.»Und dort, behaupteten die ›Freunde‹, sei die Letzte Beobachterin zu Hause, das letzte intelligente Wesen.Alle Quantenfunktionen, alle Weltlinien müssen in dieser Beobachterin enden – denn sonst wäre sie nicht die letzte.Die Beobachterin macht sodann eine einzige entscheidende Beobachtung…«»Und die Beobachtungsketten brechen zusammen.«»Die Geschichte wird endlich real, aber erst ganz am Schluss.«»Ich verstehe nur nicht«, sagte Pirius, »wie das den ›Freunden‹ helfen sollte, die Qax loszuwerden.«Die »Freunde« waren zu der Überzeugung gelangt, dass die Letzte Beobachterin möglicherweise kein passives Auge sein, sondern eine Wahl haben würde: dass sie Einfluss darauf nehmen könnte, wie die Ketten der Quantenfunktionen zusammenbrachen, welche kosmische Geschichte aus den vielen möglichen ausgewählt wurde.»Und wenn ein Wesen solche Macht hat«, sagte Nilis, »kann es vielleicht beeinflusst werden.Und genau das hatten die ›Freunde‹ vor.Sie wollten der Letzten Beobachterin eine Botschaft schicken.«»Wie? Mit dem Jupiter?«»Singularitäten haben selbst eine Struktur, weißt du… Die Singularität im Herzen des schwarzen Jupiterlochs sollte geformt und mit Informationen beladen werden.Es sollte eine Bitte an die Letzte Beobachterin sein.Die ›Freunde‹ wollten, dass sie ihre Geschichte zugunsten der Menschheit auswählte – dass sie insbesondere eine kausale Linie heraussuchte, die die Qax-Besatzung nicht beinhaltete.«Pirius dachte darüber nach und lachte verwundert.»Das ist erstaunlich.«»Es ist eine schrecklich nihilistische Philosophie – findest du nicht? Genau wie ihre modernen intellektuellen Nachfahren scheinen die ›Freunde‹ tatsächlich geglaubt zu haben, dass sie, ihre Erinnerungen, ja ihr ganzes Leben ausgelöscht würden, wenn die Letzte Beobachterin ihre Wahl träfe und eine optimale Zeitlinie aus dem Quantengewirr heraussuchte.Die ›Freunde‹ wollten nicht nur vor den Qax fliehen, Ensign, sondern auch vor sich selbst.«Pirius war nicht überzeugt.Er dachte an Bleibende Hoffnung, damals im Kern.Wenn man mitten in einem ewigen Krieg steckte, hatte die Vorstellung von einem endzeitlichen Richter, der alle Schmerzen von der Welt tilgte, etwas Tröstliches.Aber er hatte sie für einen Mythos gehalten.Er hatte nicht gewusst, dass dieser verstiegene Unsinn über eine Reinigung am Ende des Universums wirklich auf physikalischen Grundlagen fußte.Es war ein gespenstischer Gedanke.»Natürlich war ihr Plan viel zu kompliziert und hat nicht funktioniert«, sagte Nilis.»Die ›Freunde‹ bekamen nicht einmal ihr schwarzes Loch ordentlich hin, und es gelang ihnen schon gar nicht, ihre Bitte ans Ende der Zeit zu schicken.Sie schafften es aber, den Jupiter zu zerstören.«Die Qax reagierten damals mit vernichtender Gewalt auf den Verrat der »Freunde«.Von diesem Moment an war es mit ihrer milden Herrschaft vorbei; menschliche kulturelle Artefakte sollten nicht länger dazu dienen können, eine Rebellion zu tarnen.Die Auslöschung begann: Die menschliche Geschichte sollte getilgt, das menschliche Bewusstsein gesäubert werden; sogar die Fossilien im Erdreich sollten pulverisiert werden.Die Qax wollten erreichen, dass die Menschen nie mehr eine Bedrohung für sie darstellen würden.Und es wäre ihnen auch beinahe gelungen.Die Schwarzloch-Technologie der »Freunde« wurde unterdrückt.Und als nach der Besatzung die Koalition an die Macht kam, wurden solche alten Schrecknisse erneut unterdrückt.Eine Hand voll Pharaonen erhielt das alte Wissen jedoch am Leben und versteckte es an einem Ort, an den nicht einmal der lange Arm der Historischen Wahrheitskommission hinreichte.Die Pharaonen hatten immer gewusst, dass es eines Tages wieder gebraucht werden würde.Nilis und Pirius schwiegen eine ganze Weile.»Ich habe einen neuen Auftrag für dich«, sagte Nilis dann zögernd.»Kann sein, dass du ihn heikel findest.«»Heikel?«»Ich möchte, dass du über Pirius Blau nachdenkst.«Pirius hatte seit Tagen nicht mehr an seinen Zeitzwilling gedacht.»Wozu?«Wie sich herausstellte, hatte Blau seine eigenen Abenteuer erlebt.Erstaunlicherweise war er mit einem Schiff tief in den Hohlraum vorgedrungen, um den Hauptradianten selbst zu erkunden.»Ich versuche, ein Bild von Chandra zu gewinnen – von seiner Natur und seiner Umgebung«, sagte Nilis ernst.»Ich habe das Material, das ich im Olympus-Archiv entdeckt habe, die Daten des Neutrino-Teleskops und nun auch noch Blaus unmittelbare Erlebnisse.Ich muss alles zusammenfügen – um ein theoretisches Modell für unser Operationsziel zu entwickeln.Ich war dort, weißt du«, sagte er mit einer Art bescheidenem Stolz.»Im Hohlraum.Pirius Blau hat einen Avatar von mir dabeigehabt.Ich bilde mir ein, dass ich meine Sache recht gut gemacht habe! Aber auch diese Erfahrung reicht noch nicht aus.Ich muss wissen, was Blau selbst wahrgenommen hat.«Pirius nickte langsam.»Warum reden Sie dann nicht mit ihm?«»Es geht um Nuancen.« Nilis streckte ihm seine großen Hände entgegen.»Ich bin nicht einmal sicher, dass ich dich verstehe, weißt du.Wir haben schon darüber gesprochen.Unser Hintergrund ist so verschieden! Natürlich kennt niemand Pirius Blau so gut wie du.Niemand wird seine Worte, seine Körpersprache – das, was ungesagt bleibt – so gut verstehen können wie du.Das ist sehr wichtig.Hör dir an, was dein Zeitbruder sagt, Pirius Rot; achte auf seine Gefühle…«Pirius nahm den Auftrag an.Für den Rest des Tages saß er in Nilis’ muffiger Kabine und sah sich virtuelle Aufzeichnungen von Pirius Blau an, der mitgenommener, müder, ja sogar älter denn je wirkte, als er seinen außergewöhnlichen Ausflug in den Kern schilderte.Pirius Rot hegte immer noch einen bleibenden Groll gegen diesen Fremden aus der Zukunft, dem er sein unfreiwilliges Exil verdankte.Aber hauptsächlich empfand er Neid: Neid auf einen Mann, der einmal mehr die Gelegenheit gehabt hatte, unter den schwierigsten Umständen seine Pflicht zu tun, Neid auf die Kameradschaft seiner Crew.Während er diesen kratzigen virtuellen Bericht betrachtete, fühlte sich Pirius Rot ausgeschlossen und zurückgewiesen.Am Ende des Tages zogen sich Torec und Pirius in ihren Raum in der Korvette zurück.Sie sprachen nicht miteinander.Pirius zog seine Uniform aus und ließ sie in den Schrank schlüpfen.Er stieg ins Bett, drehte sich zur Wand, schloss die Augen und hoffte, dass der Schlaf bald kommen werde.Zumindest war er nicht mehr auf der Erde; zumindest war er wieder im Raum, und er hörte das tröstliche Seufzen umgewälzter Luft und fühlte das Dröhnen des Antriebs der Korvette.Zu seiner Überraschung schlüpfte Torec zu ihm in die Koje.Er drehte sich zu ihr um.Ihr Gesicht war so nah, dass er ihren Atem auf seiner Wange spürte.Ihre Augen, nur undeutlich zu sehen im gedämpften Licht, waren geschlossen, ihr Mund fest zugekniffen.Er legte ihr die Hand auf den Arm und fühlte festes Fleisch und Muskeln.»Es ist nicht mehr so wie früher«, sagte er leise.Er spürte, wie sie sich auf den Rücken rollte.»Das Problem ist, dass sich für mich einiges geändert hat, Pirius.Während du weg warst, war ich nützlich.«Er wusste, dass das stimmte.Er dachte an ihr GZK-Prozessor-Projekt, an die Testflüge mit dem modifizierten Grünschiff, sogar an die ersten Arbeiten an der Schwarzlochkanone.Er erinnerte sich an ihre Verwirrung bei ihrer Ankunft im Sol-System, als sie sich sogar geweigert hatte, das Bett zu verlassen [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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