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.Vielleicht leidet Duffy ja an Rheumatismus, wie seine arme, hochbetagte Mutter, die immer sagte: »mein oller Rheumatick«.Benny Grace strahlt ihn mit unverhohlenem Interesse an.Helen greift nach dem Korkenzieher und reicht ihn Roddy Wagstaff.Derweil kehrt Petra an ihren Platz zurück und setzt sich wieder – mit gesenktem Blick, wie eine Kommunikantin nach dem Abendmahl.»Herzlich willkommen, Adrian«, sagt Ursula über den Tisch hinweg; ihre Zunge ist ein bisschen schwer und sie artikuliert sorgfältig Wort für Wort, als klebten die Wörter zusammen und müssten einzeln voneinander losgerissen werden.Adam steht neben ihr und hält das Messer in der erhobenen Hand; sie streift ihn leicht am Ellenbogen.»Mr Duffy«, sagt sie leise, »nimmt sicher eine Keule.«Nach und nach scheint sich die Spannung zu lösen.Duffys Erscheinen wird, wie jeder sehen kann, die großen Erwartungen, die man daran geknüpft hat, nicht erfüllen.Rex, der Hund, der plötzlich das Interesse an dem Ganzen inklusive Duffy verloren hat, wirft sich mit einem Seufzer auf die Seite und macht die Augen zu.Der junge Adam ist in einem Zustand eigentümlicher Begeisterung.Als hinge er gewissermaßen in der Luft und schwebte oben durch den Raum.Wie aus weiter Ferne sieht er seine Hände die Fleischscheiben auf jeden Teller legen, den Ivy Blount ihm reicht, und wenn er spricht, hallt seine Stimme blechern wider in seinem Kopf.Er weiß selbst nicht, was mit ihm los ist – ist das von Neuem dieses Glücksgefühl, das gleiche Glücksgefühl, das ihn ergriffen hatte, als er vorhin zum Bahnhof fuhr? Wohl nicht, eher nur so was wie ein Schwips.Ja, er fühlt sich beschwipst, wie er aus seiner Höhe so auf den Tisch hinunterschaut.Neben ihm sitzt seine Mutter gesenkten Hauptes über ihrem Weinglas, und er blickt auf den bleichen Scheitel, der ihr ergrauendes Haar teilt, und plötzlich spürt er einen Stich, etwas wie reinste Trauer.Was hat er nur, dass er so ungestüm von einem Gefühlszustand zum nächsten schwankt?Helen spricht lächelnd mit Roddy, und Petra beobachtet sie mit zusammengekniffenen Augen über den Tisch hinweg.Als er mit dem Tranchieren fertig ist, setzt Adam sich vor seinen Teller, doch dieses schwankende Gefühl hält an.Rechter Hand redet seine Mutter auf ihn ein und jammert, dass das Fleisch nicht für alle reichen wird.Er sagt, sie soll sich keine Sorgen machen, und dass sich daran niemand stört.»Hier, schau«, sagt er beruhigend, »Duffy hat seine Keule«, er ringt sich ein Lächeln ab, doch sie starrt ihn bloß an mit diesem aufmerksamen, aber dennoch leeren Blick, der für sie typisch ist, die Augen aufgerissen, den Kopf gesenkt, mit eingezogenem Kinn.»Mach dir keine Sorgen«, sagt er wieder, gereizter jetzt und schroffer, »ich sag’s dir doch, es ist alles in Ordnung.«Wirklich? Schmerzhaft spürt er die Abwesenheit seines sterbenden Vaters in dieser Tafelrunde hier, deren lautstarkes Oberhaupt der alte Adam doch so oft gewesen war.Indes, wann war denn dieser Vater jemals wirklich anwesend gewesen im Leben dieses Hauses? Ich bin’s, der diese Frage stellt, doch nicht dem jungen Adam, denn der ist nachsichtiger als ich es bin, als ich es wäre, wär ich er.Ach, Väter und Söhne, Väter und Söhne.Nicht, dass ich mich auf dem Gebiet besonders gut auskenne.Ich sage zwar, wenn ich von meinem Vater rede, Vater, und mich bezeichne ich als seinen Sohn, in Wahrheit aber sind diese Begriffe bei uns, die wir ja nicht geboren sind und auch nicht sterben, nur metaphorisch zu verstehen, denn wie es scheint, sind doch Geburt und Tod die Quellen, aus denen Sterbliche ihre Empfindungen wie Liebe und Verlust herleiten.Die alten Sagen, sie erzählen uns von Paarung und Zeugung, von Beständigkeit und Sterben, jedoch, das sind nur Sagen.So wie der alte Adam im Schoß seiner Familie, so sind auch wir nicht hier genug, um jemals völlig weg zu sein.Drum stellt euch, wenn ihr könnt, ein Meer von unerschöpflichen Reserven vor und uns als die Gestalten, die das Wasser macht, wenn’s wallt und wogt; stellt euch die Luft vor als vom Wetter geformte durchsichtige Körper; stellt euch das Eis, stellt euch die Flamme vor – so sind wir, ewig und zugleich vergänglich.Wo waren wir stehen geblieben? Am Mittagstisch, inmitten dieser Leute.Ich mache weiter nichts, als dass ich mir die Zeit vertreibe, indem ich die knallbunten Karten hier in diesen umgedrehten Zylinder schnipse.Adam schaut irgendwie verwundert auf dem Tisch herum, scheint nun in irgendwas versunken, und als er hochguckt, schwankt und schimmert alles.Er kommt sich vor wie kielgeholt, eine Minute japsend über Wasser und gleich wieder untergetaucht in luftlos grünes Nichts.Wie flach und gleichförmig ihm jetzt hier oben alles vorkommt, von da unten aus gesehen, selbst die Figuren, ganz besonders die Figuren, die Mutter und die Schwester, seine Frau, auch der groteske Benny Grace.Er erinnert sich, wie Roddy Wagstaff draußen vor dem Bahnhof im Schatten an ihm vorbeiging und der Kontrast so schroff gewesen war, dass er ihn einen Augenblick fast nicht mehr sehen konnte.Wie soll man sich eine Wirklichkeit vorstellen, die so detailreich ist und dabei so zusammenhanglos, dass sie alle Dinge beherbergt, die es gibt auf dieser Welt? Er lebt in dieser Wirklichkeit und kann sie sich trotzdem nicht richtig vorstellen.Staunend steht er vor dem Überfluss an Dingen.Von denen jedes einzelne ein Ding für sich ist, jedes einzelne einmalig.Ein einzelner Grashalm besteht aus einer unvorstellbaren Anhäufung winziger und immer winzigerer Teilchen – und wie viele Grashalme gibt es wohl auf dieser unglaublichen Welt? Das ist der Trick, mit dem sein Vater das Problem für sich gelöst hat, sein Trick, den er allein durch das Tohuwabohu der reinen Zahlen schaffte, dass er es nämlich so aussehen ließ, als stünden all die Teilchen miteinander im Zusammenhang, als wären sie zu einem großen Amalgam verschmolzen.Oder so ähnlich, denkt der Sohn.Mit einem Ruck fährt er aus seinem Tagtraum hoch.Am Tisch geht es inzwischen lebhaft zu, da reden alle durcheinander.Helen erzählt Roddy Wagstaff irgendwas – wahrscheinlich von dem Stück, in dem sie mitspielt, sie redet ja zur Zeit kaum noch von etwas anderem –, ihr goldener Kopf ist vorgereckt auf diesem zauberhaften, säulengleichen Hals.Ihr Hals, der vorn, wie Adam auffällt, von einer leichten Röte überzogen ist und rosig schimmert wie das Porzellan im Innern einer Muschel.Roddy hat seinen Stuhl zurückgeschoben, damit er sie besser sehen kann, er sitzt schräg zum Tisch, die Beine mit den knochigen Knien übereinandergeschlagen, einen Arm angewinkelt, den Zeigefinger seitlich unterm Kinn.Er betrachtet sie mit unbewegter Miene, nickt hin und wieder, doch sein Blick ist skeptisch, mit einem Hauch von Ironie [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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