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.» Von Beruf war der Onkel - Enischte heißt Schwager - ein Archäologe und Museumsbeamter, der seine Laufbahn als Museumsdirektor beschloss.Das Fiasko der SechzigIm Februar 2006 veröffentlichte «Die Zeit» unter der Überschrift «Gerechtigkeit für die Muslime» einen adressatenlosen Offenen Brief, der den wachsenden Einfluss einer in populären Sachbüchern verbreiteten Islamkritik auf die Öffentlichkeit und in der Politikberatung beklagte.Die Autoren erhoben den Anspruch, im Namen der Wissenschaft zu sprechen; die sechzig Unterzeichner wurden als Migrationsforscher vorgestellt.In der Hauptsache war der Text eine Attacke auf die Glaubwürdigkeit von Neda Kelek, der die Diskrepanzen zwischen der Doktorarbeit und dem Bestseller «Die fremde Braut» vorgehalten wurden.Auch Neda Keleks Doktormutter, die frühere Hamburger Ausländerbeauftragte Ursula Neumann, hatte den Offenen Brief unterschrieben.Der Ethnologe Werner Schiffauer, dessen Feldforschungen bei den Gastarbeitern aus einem anatolischen Dorf den Erkundungen Neda Keleks im Schüleralltag die Richtung gewiesen hatten, gehörte nicht zu den Unterzeichnern und wurde in der Presse mit dem Satz zitiert: «Nicht Neda Kelek sollte man angreifen, sondern die deutsche Öffentlichkeit, die nur auf so jemanden wie Kelek gewartet hat, die den Leuten all das bestätigt, was sie schon immer über Muslime gedacht haben.»Kurioserweise hatte die Redaktion den Gastbeitrag als Petition etikettiert.Wenn die Verfasser auf diesem Weg die Öffentlichkeit förmlich bitten wollten, Neda Kelek nicht mehr unkritisch Gehör zu schenken, so haben sie das Gegenteil erreicht.Wie Schiffauer wohl vorausgesehen hatte, beglaubigte die Schärfe der unter Federführung eines linken Aktivisten und Popredakteurs entstandenen Polemik Neda Keleks stärkste Position: ihre Opferrolle.Jürgen Kaube konnte in der F.A.Z.enthüllen, dass nicht alle sechzig Migrationsforscher über Migration geforscht hatten und einige schwerlich überhaupt als Forscher anzusprechen waren.Weithin setzte sich im Publikum der Eindruck durch, dass Frau Kelek wirklich eine tapfere Tabubrecherin war, die gegen ein Kartell der subventionierten Schönfärber kämpfen musste.Journalisten drehten den Spieß der Kelek-Kritiker um und riefen nun eine «notwendige Debatte» über die Versäumnisse der Integrationsdebatte aus.Sie hielten es nicht für notwendig, die Hinweise auf den Sinneswandel Neda Keleks in den drei Jahren zwischen ihrem fachwissenschaftlichen und ihrem öffentlichen Debüt zu überprüfen.Auch Neda Kelek selbst ging in ihrer Replik auf den Vergleich zwischen ihren beiden Büchern nicht ein - aus gutem Grund.Sie hätte nicht bestreiten können, dass sie in «Die fremde Braut» tatsächlich, wie die Autoren des Offenen Briefs feststellten, «das genaue Gegenteil» der These ihrer Dissertation vertritt.Kelek mit Kelek gelesenIn Kapitel 3.3 von «Islam im Alltag» hat sie die Brauchbarkeit einer gebräuchlichen Formel untersucht: «Islam und Moderne - ein Antagonismus?» Sie zeigte damals, dass dieses Denkmuster des unvermeidlichen Gegensatzes so verbreitet ist, weil es den didaktischen Bedürfnissen der Medien, aber auch der Wissenschaft entgegenkommt.«Die Begriffe Tradition und Moderne gehören zu den gängigsten Merkmalen der Beschreibung und Analyse zeitgenössischer islamischer Kulturen.Ihre Beliebtheit etwa in Überschriften wie resultiert aus ihrer Assoziationskraft, die alltagsweltliche Bilder von traditioneller Lebens- und Wirtschaftsweise dort und Attribute des Fortschritts und der Zivilisation hier gegeneinander stellt und plausibel erscheinen lässt.Gleichzeitig transportieren die Begriffe Tradition und Moderne auch Vorstellungen von unterschiedlichen ethischen, ästhetischen und kulturellen Werten.Dabei stehen Tradition und Islam im westlichen Diskurs häufig synonym als Beschreibung einer tendenziell totalitären Kultur, die der christlichen antinom gegenübersteht und in der die Tradition bzw.der Islam den Menschen beherrsche.Dagegen wird mit dem Begriff Moderne ein idealisiertes Bild der westlichen, bürgerlichen Gesellschaft assoziiert, in der der aufgeklärte moderne Mensch die moderne Welt beherrsche.Während hier ein aktives Verhältnis zur Welt gezeichnet wird, wird für die traditionale Gesellschaft ein passives Weltverhältnis unterstellt.Mit dieser simplen Deutung wird die Aneignung von Moderne als sozialer und kultureller Akt der Befreiung von Tradition verstanden.» Soweit Kelek 2002.Dagegen Kelek 2005: «Die Tradition frisst die Moderne.»Den luziden Absatz der Doktorarbeit über ein Islamverständnis im Bann der eigenen Gegensatzkonstrukte und Scheinevidenzen könnte man als Rezensent jedes späteren Kelek-Buchs übernehmen.«Die Tradition frisst die Moderne.» Dabei wäre es umgekehrt richtig! Folgender Satz aus «Die fremde Braut» soll eine Analyse der Auswirkungen der «Islamisierung der türkischen Gesellschaft» auf die Migranten in Deutschland sein: Neuerdings «kommen die alten Traditionen und Bräuche, von denen man glaubte, sie seien durch Atatürks Reformen und durch die Moderne überwunden, wieder zur Anwendung».Den durch die jüngste Geschichte erschütterten republikanischen Glauben an die Überwindung der Tradition fasst die Islamkritikerin nicht kritisch ins Auge.Sie fragt nicht, ob dieser Glaube vielleicht deshalb im Irrtum war, weil der Staatsgründer sich genau dem idealistischen Traumbild der Modernisierung durch schiere Willenskraft verschrieben hatte, das sie an der zitierten Stelle der Doktorarbeit auseinandergenommen hat.Die Befreiung von der Tradition sollte für die Aneignung der Moderne genügen.Die autoritären Züge der türkischen Verfassung wie auch des Bildungssystems, in dem eine säkulare Elite ein Aufklärungsmonopol reklamierte, konservieren die heroische Vision, dass der moderne Mensch zur Herrschaft über seine Welt berufen ist.Über solche Motive einer Kritik des Kemalismus, die in der Türkei keineswegs nur von islamisch-konservativen Autoren, sondern auch von liberalen Intellektuellen vorgetragen wird, erfahren Neda Keleks Leser nichts.Sie selbst predigt die voluntaristische Lehre, dass der freie Mensch der Herr seines Schicksals sei, in einer enthusiastischen Fassung, die an die amerikanische Ersatzreligion des positiven Denkens erinnert.In ihrer Schreibkarriere ist ein stillschweigender Austausch der Autoritätsgrundlage eingetreten.Sie spricht nicht mehr als Opfer, sondern emphatisch als Nicht-Opfer.Sie will kein Opfer sein, will Verantwortung für das tragen, was ihr geschieht.Und so sollen auch alle anderen auf die Welt, den Arbeitsmarkt und die Post vom Sozialamt blicken.Vom Bürger verlangt sie als Vorleistung für die Gewährung des Bürgerrechts, dass er seines Glückes Schmied sein will.Ihre Leserschaft erwartet von ihr inzwischen wohl auch keine neuen Enthüllungen aus dem Innenleben der Einwanderergesellschaft mehr.Die Moscheebesuche, die sie in ihrem Buch «Himmelsreise» aus dem Jahr 2o1o schildert, lassen sich nicht mehr als Feldforschung ausgeben.Es handelt sich um Inspektionen, die testen, ob der örtliche Imam so klug ist, die prominente Kritikerin höflich zu behandeln.Offenbar gibt es bei diesen Überraschungsvisiten so selten Zoff, dass es für ein Format im Privatfernsehen nicht reichen wird [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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